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Studie_Ressourceneffizienz_2015

Ressourceneffizienz in der Ernährungswirtschaft Kapitel 7 | Abwasser und Abfall 7 Abwasser und Abfall Bei der Herstellung von Lebensmitteln entstehen in den meisten Unterbranchen der Ernährungsindustrie neben dem Produkt Lebensmittel sehr hohe Abwassermengen. Durch erhöhte Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit kann es auch zu einem höheren Verbrauch an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie Wasser kommen. Des Weiteren fallen bei der Herstellung von Produkten in der Ernährungsindustrie Reststoffe an, die entsorgt oder verwertet werden müssen. Die Entsorgung ist mit Kosten verbunden, die durch eine Verwertung dieser Reststoffe reduziert werden können. Zudem stellt der auf den Umweltschutz ausgerichtete Ansatz zum Ressourcenschutz die Ernährungsindustrie vor eine große Herausforderung. Denn gleichzeitig soll im Hinblick auf die Verringerung des Wasserverbrauchs und der Abfallverminderung auch der Hygienestandard aufrecht erhalten bleiben. In den folgenden Abschnitten wird daher auf die zentralen Themenbereiche Abwasser und Abfall näher eingegangen. Es wird aufgezeigt, welche Effizienzmaßnahmen hinsichtlich des Abwassers ergriffen werden können und inwieweit eine Verwertung der Abfälle Ressourcen einspart. 7.1 Ressourceneffizienz des Wassers in der Ernährungsindustrie Die Ernährungsindustrie ist ein Großverbraucher an Wasser und im Vergleich zu vielen anderen Industriezweigen eine sehr abwasserintensive Industrie. Das liegt daran, dass das Wasser als Zusatzstoff, als Reinigungsmittel, als Transportmittel und als Betriebsstoff für Hilfssysteme eingesetzt wird. Etwa 66 % des gesamten eingesetzten Süßwassers erfordern Trinkwasserqualität. In einigen Bereichen, z.B. Molkereien und Getränkeindustrie, werden bis zu 98 % des verwendeten Wassers in Trinkwasserqualität benötigt. Allerdings gelangt ein Großteil des Wassers am Ende ins Abwasser. Unbehandeltes Abwasser aus der Nahrungsmittelbranche weist typischerweise hohe Gehalte an organischen Verunreinigungen (erfasst als CSB- und BSB-Werte = chemischer und biologischer Sauerstoffbedarf) auf. Die Konzentrationen können um das 10- bis 100- fache höher sein als im häuslichen Abwasser. Die Schwebstoff-Konzentrationen reichen von vernachlässigbaren Werten bis zu 120.000 mg/l. Unbehandeltes Abwasser aus einigen Branchen wie z.B. der Fleisch-, Fisch- und Milchverarbeitung sowie der Herstellung pflanzlicher Öle weist hohe Konzentrationen an lipophilen Stoffen auf. Es können auch hohe Phosphorwerte auftreten, vor allem wenn im Prozess große Mengen Phosphorsäure verwendet werden, wie beispielsweise zur Entschleimung von Pflanzenöl oder zur Reinigung. Feste Stoffe (Abfälle und Nebenprodukte) entstehen hauptsächlich durch Verschütten, Leckagen, Überlaufen, nicht qualitätsgerecht erzeugte/zurückgerufene Produkte, Schwund, Rückstände, die nicht in den nächsten Verfahrensschritt eingesetzt werden können, und durch Ablagerungen, die beim Erhitzen entstehen. Seite 198 von 230


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