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16.04.2021

Wald, Wetter und Klimawandel: Waldbrandgefahr im Frühling - Lichtblicke bei Borkenkäferbefall

Umweltministerin Heinen-Esser: Die zum Teil verheerenden Waldbrände des Vorjahres sind uns alle noch vor Augen. Die feuchte Witterung trügt. Alle Waldbesucher müssen umsichtig sein

Feucht und kalt - während wir Menschen uns nach Sonne und steigenden Temperaturen sehnen, tut dem Wald das aktuelle Wetter gut. Die Niederschläge sorgen für Bodenfeuchte und verringern die Waldbrandgefahr. Auch der Fichtenborkenkäfer "Buchdrucker" fliegt erst ab einer Temperatur von etwa 16,5 °C. Grund zur Entwarnung besteht aber nach Einschätzung des Umweltministeriums und des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen nicht. Da die Laubbäume jetzt noch kein dichtes Blätterdach tragen, kann die Sonne ungehindert die am Boden liegenden Äste, Gräser und Pflanzenteile austrocknen. Schon nach kurzer Trockenzeit kann dies lokal zu einer hohen Waldbrandgefahr führen. Im April des Vorjahres haben in mehreren Waldgebieten in Nordrhein-Westfalen Waldbrände gewütet.

"Die zum Teil verheerenden Waldbrände des Vorjahres sind uns alle noch vor Augen", mahnt Umweltministerin Ursula Heinen-Esser zur Vorsorge: "Die feuchte Witterung trügt. Alle Waldbesucherinnen und -besucher müssen umsichtig sein und sich dringend an Regeln halten: Kein Rauchen und kein Feuer im Wald, auch kleinste Brände sofort der Feuerwehr melden."

Im Frühling und in den Sommermonaten steigt das Waldbrandrisiko durch ausgetrocknete Bodenvegetation insbesondere in den geschädigten Nadelwäldern an. Zudem haben Stürme, Trockenheit und der Borkenkäferbefall zu einer Zunahme von trockenen Holzresten geführt. Allein im Jahr 2020 wurden in Nordrhein-Westfalen 227 Brände registriert, die eine Waldfläche von insgesamt rund 60 Hektar zerstört haben. Die meisten Brände werden durch Menschen verursacht.

Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen: "Der Umfang der Waldbrände im letzten Jahr war außergewöhnlich hoch. Die Klimakrise stellt uns als Hüter des Waldes vor ganz neue Herausforderungen. Mit der Wiederbewaldung mit strukturreichen Mischwäldern leisten unsere Försterinnen und Förster auch einen wichtigen Beitrag, um die Waldbrandgefahr zu senken."

Zum Ausbau der Waldbrandvorsorge hat die Landesregierung im vergangenen Jahr rund 6,5 Millionen Euro bereitgestellt. Damit werden unter anderem die Sanierung von Feuerlöschteichen finanziert oder die Einrichtung einer kameragestützten Waldbrandfrüherkennung im Regionalforstamt Niederrhein. In Ergänzung können die Mittel zur Finanzierung der Entnahme von trockenem Holz in besonderen Gefahrenbereichen dienen. Gemeinsam mit dem Innenministerium und weiteren Partnern prüft das Umweltministerium darüber hinaus weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Waldbrandvorsorge, insbesondere durch neue Potenziale der Digitalisierung.

Borkenkäfer-Flug durch kalt-feuchtes Wetter verzögert

Weiter auf Hochtouren laufen im Wald die Arbeiten zur Eindämmung und Bewältigung der dramatischen Schäden durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer. Nach einer aktuellen Erhebung des Landesbetriebes Wald und Holz NRW sind seit 2018 allein in den Fichtenwäldern rund 32,7 Millionen Kubikmeter Schadholz angefallen (Stand 31.03.2021). In diesem Jahr verzögert das kalte und feuchte Wetter der vergangenen Wochen die erste Flugzeit der Borkenkäfer. Auch die tiefen Fröste führten zu einer Schwächung der Borkenkäfer-Population. Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es Lichtblicke bei der Borkenkäferentwicklung. Dennoch sind noch gewaltige Borkenkäfer-Mengen im Wald vorhanden. Wichtig ist daher nun, diese Phase zu nutzen, um gezielt befallene Bäume zu entnehmen und damit ein weiteres Schwärmen und Ausbreiten auf Nachbarbäume zu verhindern.

Das Land bietet für die Bewältigung der Schäden und die Wiederbewaldung breite Unterstützung. "Wir rechnen damit, dass Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer nach der Schadensbewältigung in diesem Jahr verstärkt die Wiederbewaldung angehen können. Ziel muss dabei die Entwicklung von vielfältigen und klimastabilen Mischwäldern sein. Diese sind ökologisch wichtig und tragen gleichzeitig zu einer Risikominimierung für die Waldbesitzerinnen und -besitzer bei", so Ministerin Heinen-Esser. Lagen die Mittel für die forstliche Förderung in Nordrhein-Westfalen 2018 noch bei rund 4 Millionen Euro, hat sich diese Summe im Jahr 2020 auf über 57 Millionen Euro (davon 41,4 Millionen Euro für Extremwetter-Förderung) vervielfacht. Im Jahr 2021 ist eine weitere Aufstockung der Fördermittel für den Wald auf über 75 Millionen Euro vorgesehen.