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01.06.2021

Weltbauerntag und Tag der Milch: Rinder-Strategie als weiterer Meilenstein einer nachhaltigen Nutztierhaltung

Landwirtschaftsministerium und Landwirtschaftsbranche legen Branchenvereinbarung für den Rindersektor vor / Heinen-Esser: Entscheidend sind faire Preise und eine verlässliche Kennzeichnung

Die Landesregierung schreitet in der Erarbeitung und Umsetzung einer nachhaltigen Strategie für die Nutztierhaltung weiter konsequent voran. Nachdem der erste Schwerpunkt der 2020 veröffentlichten Strategie in der Schweinehaltung lag, richtet sich der Fokus jetzt auf den Rindersektor. Ein heute vorgelegtes Strategiepapier zeigt Wege in der Rinderhaltung auf, die sowohl das Tierwohl verbessern als auch klima-relevante und ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die Strategie für die Rinder- und Milchviehhaltung wurde in den vergangenen Monaten mit Behörden, Wirtschaft und Verbänden erarbeitet. Begleitet wird sie durch eine Branchenvereinbarung.

Hierzu erklärt Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser: "Wir haben in den zurückliegenden Jahren maßgebliche Schritte zur Verbesserung des Tierschutzes in der Nutztierhaltung eingeleitet. Mit dem Strategiepapier für die Rinderhaltung gehen wir im Dialog mit allen beteiligten Branchen und Verbänden den nächsten Schritt. Entscheidend für nachhaltige Strukturen in der Nutztierhaltung sind faire Preise und eine verlässliche Kennzeichnung. Wenn ein weibliches Kalb am Markt weniger als 30 Euro bringt, kann die Rechnung nicht aufgehen. Aber ohne Kalb keine Milch. So soll die Strategie unter anderem die Milchbäuerinnen und -bauern unterstützen, neue Wege zu gehen. Verbraucher wünschen sich langlebige Kühe, keine neuen Rekorde über Hochleistungskühe."

Die Branchenvereinbarung wurde am heutigen 1. Juni, dem Weltbauerntag, zugleich Internationaler Tag der Milch, von Ministerin Heinen-Esser unterzeichnet. Nachdem zuvor bereits alle Verbände unterzeichnet hatten, tritt die Vereinbarung mit dem heutigen Datum in Kraft. Mitunterzeichner sind der Landeskontrollverband NRW, die Landwirtschaftskammer NRW, der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV), die Rinder Union West, die Tierärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV).

Ein Bestandteil der Branchenvereinbarung ist ein regelmäßiges "Fortschrittsmonitoring". Dieses Monitoring erfasst die Entwicklung relevanter Kenngrößen wie Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit oder Euter- und Klauengesundheit. Gleichzeitig ist die Branchenvereinbarung ein Bekenntnis zu engagiertem Wissenstransfer für eine bessere Tiergesundheit von Kuh und Kalb. Auch soll die Branchenvereinbarung die Digitalisierung voranbringen. Ein Ziel ist unter anderem die Entwicklung einer sogenannten Tierwohl-App, um durch eine schnelle und einfache Datenerhebung und -auswertung zielgenaue Hilfestellungen für ein verbessertes Gesundheitsmanagement zu geben.

Das Landwirtschaftsministerium unterstützt die Milchkuhhalterinnen und -halter bereits heute mit einer Reihe von Maßnahmen, um die Milcherzeugung im Sinne der Branchenvereinbarung nachhaltig und tiergerecht zu gestalten. Als Tierschutzmaßnahme wird zum Beispiel die Sommerweidehaltung gefördert. Sie ermöglichst es den Kühen, auf der Weide zu fressen, die Tiere erhalten Bewegung und das Wohlbefinden wird durch mehr Reize gefördert. Eine andere Förderung gleicht zusätzliche Aufwendungen und Kosten aus, die mit der Haltung auf Stroh verbunden sind. Zu den Verpflichtungen gehört dann unter anderem auch die Bereitstellung von mehr Platz im Stall.

Nordrhein-Westfalen stärkt den Tierschutz in der Nutztierhaltung

Im Dialog mit allen beteiligten Branchen und Verbänden hat die Landesregierung eine nachhaltige Nutztierstrategie erarbeitet und im Januar 2020 veröffentlicht. Unter anderem werden im Rahmen des Projektes "Stall der Zukunft " zwei Ausbildungs- und Demonstrationsställe für zukunftsweisende Haltungskonzepte in der Schweinemast errichtet. Zudem läuft derzeit die Pilotphase für die Etablierung einer Tiergesundheitsdatenbank, die als Früherkennungssystem Tierhalter und Behörden unterstützen und möglichen Fehlentwicklungen vorbeugen soll. Das absehbare Ende der Kastenstandhaltung in der Sauenhaltung geht maßgeblich auf eine nordrhein-westfälische Initiative zurück. Gleiches gilt für Bundesratsinitiativen zur Videoüberwachung in Schlachtbetrieben und für Einschränkungen bei Tiertransporten. Zudem wurde im vergangenen Jahr erstmals eine Tierschutzbeauftragte ernannt, die als Vermittlerin zwischen Landwirtschaft, Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Überwachungsbehörden fungiert.