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07.07.2014

Heimis

Die in NRW heimischen Flusskrebse sind vom Aussterben bedroht. Aus Übersee eingeschleppte Flusskrebse übertragen eine tödliche Seuche, die Krebspest. Gegen diese Krankheit haben die in NRW heimischen Edelkrebse keine Abwehrmöglichkeiten und werden damit immer weiter verdrängt. „Heimische Arten müssen geschützt werden, denn sie sind Teil unseres wertvollen Naturerbes. Und deshalb werden wir unsere Anstrengungen und Förderprojekte weiter fortsetzen", erklärte Umweltminister Johannes Remmel, der sich heute im Rahmen seiner Sommertour „Wildes NRW“ über die Folgen für die Artenvielfalt durch die Einwanderung nicht heimischer Tier- und Pflanzenarten an der Aabachtalsperre informiert hatte. „Die heimischen Flusskrebse sind in vielen Gewässern in Nordrhein-Westfalen schon komplett verdrängt worden. Das bereitet uns große Sorgen, wenn wir dieser Entwicklung nicht Einhalt gebieten, drohen unsere heimischen Flusskrebsarten komplett auszusterben.“

In den nordrhein-westfälischen Gewässern leben derzeit fünf nicht heimische Flusskrebse und damit deutlich mehr als heimische. Meist wurden sie unbedacht von Privatpersonen in Gewässer ausgesetzt. Amerikanische Flusskrebse übertragen eine tödliche Seuche, die Krebspest. Bricht die Krankheit aus, sterben die europäischen Edelkrebse innerhalb weniger Wochen. Dann ist dieser Fluss oder See für immer für den Edelkrebs verloren. Auch der größte Bestand in NRW ist aktuell dadurch gefährdet. In der Aabachtalsperre leben hunderttausende Edelkrebse. Unterhalb der Talsperre sind Signalkrebse, eine besonders aggressive amerikanische Flusskrebsart, aufgetaucht. Wenn nichts unternommen wird, steigt die Gefahr, dass die Signalkrebse die Talsperre erreichen und die Krebspest übertragen wird. Bei einem möglichen Ausbruch der Krebspest könnten mehrere Tonnen toter Edelkrebse sogar Trinkwasser verunreinigen, das für die Stadt Paderborn in der Aabachtalsperre gespeichert wird.

„Dieses Beispiel zeigt, die heimische Artenvielfalt, der Schatz vor unserer Tür ist bedroht“, ergänzte Remmel. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Dabei sind die Ursachen des Artensterbens häufig menschengemacht. Vor allem eine zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und die Zerschneidung von Lebensräumen hinterlassen deutliche Spuren. Aber auch die sogenannten invasiven Arten sind eine Gefahr für unsere heimische Flora und Fauna.“

Als „invasive Arten“ werden Tier- und Pflanzenarten bezeichnet, die in den nordrhein-westfälischen Lebensräumen nicht heimisch sind und andere heimische Arten verdrängen. Die Folgen für die einzelnen Lebensräume, die Artenvielfalt und für den Menschen sind nicht abschätzbar. Weitere Beispiele sind die Herkulesstaude oder der nordamerikanische Ochsenfrosch. „Das Beispiel des Flusskrebses zeigt uns, wir müssen unsere eigenen Lebensräume schützen, um zu verhindern, dass heimische Arten aussterben. Dazu haben wir in NRW ein Dreistufenkonzept eingeführt, um die Probleme zu erkennen und wenn nötig aktiv dagegen vorzugehen“, erklärte der Minister.

In der ersten Stufe des Konzepts werden die Probleme kartiert und vorbeugende Maßnahmen getroffen. Dazu gehört zum Beispiel eine aktive Informationspolitik, um auf die Gefahr von nicht heimischen Arten hinzuweisen. Ab der zweiten Stufe beginnen die Gegenmaßnahmen zur vollständigen Tilgung einer nicht heimischen Art. Ist die dritte Stufe erreicht, ist eine vollständige Tilgung nicht mehr zu erreichen. Hier kann nur noch versucht werden, mit aktiven Bekämpfungsmaßnahmen eine weitere Verbreitung an den wichtigsten Stellen zu vermeiden.

In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa 35.550 heimische Tierarten, davon zählen etwa 200 zu den Neozoen. Hinzu kommen schätzungsweise 550 unbeständige Arten. Nach einer Folge überdurchschnittlich milder Winter und warmer Sommer mehren sich in den letzten Jahren Meldungen neuer Neozoen, zum Beispiel der tropischen Blattschneiderameisen in Köln oder des bislang noch unidentifizierten „Riesen“-Weberknechtes am südlichen Ruhrgebietsrand.