Zum Inhalt springen

wir.bewegen.nrw

Hauptinhalt

21.08.2018

Luftreinhaltung und Gewässerüberwachung: Umweltministerin geht an Bord des Laborschiffs "Max Prüss"

Ministerin Ursula Heinen-Esser: Die "Max Prüss" zeigt, dass auch Schiffe durch Nachrüstung zur besseren Luftqualität beitragen können

Umweltministerin Ursula Heinen-Esser hat sich heute an Bord der "Max Prüss" über die Abgasminderung in der Binnenschifffahrt durch Nachrüstung und die damit verbundenen Potenziale zur Minderung des Schadstoffausstoßes informiert. Das Laborschiff des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) wurde vor drei Jahren umgerüstet und ist seitdem das erste und bisher einzige Binnenschiff in Nordrhein-Westfalen, das an allen Haupt- und Hilfsmaschinen mit Anlagen zur Abgasreinigung ausgerüstet wurde.

Ministerin Heinen-Esser: "Die hohe Belastung mit Stickstoffdioxid in den verkehrsreichen Innenstädten stellt die Akteure aktuell vor große Herausforderungen. Deshalb müssen alle Möglichkeiten zur Minderung von Schadstoffemissionen in den Blick genommen werden und auch die Hintergrundbelastung deutlich gesenkt werden. Emissionsarme Schiffe können insbesondere in den Städten am Rhein zur besseren Luftqualität beitragen."

Die Ministerin folgt mit ihrem Besuch der Einladung von LANUV-Präsident Dr. Thomas Delschen, für den die "Max Prüss" als Flaggschiff der Gewässerüberwachung in Nordrhein-Westfalen nicht aus dem Alltag wegzudenken ist: "Dass das Schiff inzwischen auch in Sachen Luftreinhaltung Zeichen setzt, ist ein zusätzlicher Erfolg. Die guten Erfahrungen mit der Modernisierung unseres Schiffes gibt das LANUV gern an andere Binnenschiffer weiter."

 "Die 'Max Prüss' ist ein Best-Practice-Beispiel und zeigt deutlich, dass die technischen Möglichkeiten auf dem Markt vorhanden sind, um die Binnenschifffahrt sauberer zu machen. In Köln oder Düsseldorf ist der Schiffverkehr für 20 beziehungsweise 30 Prozent der Stickstoffdioxid-Emissionen verantwortlich. Auch wenn diese an den Hauptbelastungspunkten in geringerem Umfang messbar sind, stellen saubere Schiffsmotoren eine wichtige Stellschraube der Luftreinhaltung dar", sagte Ministerin Heinen-Esser.

Emissionen aus der Binnenschifffahrt beeinflussen vor allem in den Städten am Rhein die Luftqualität. Auch wenn der Güterverkehr per Binnenschiff immer noch ein vergleichsweise klimafreundlicher Transportweg ist, trägt er dennoch nicht unerheblich zur Luftbelastung bei - besonders dort, wo die großen Wasserstraßen mitten durch Innenstädte fließen. Die Menge an Luftschadstoffen, die beispielsweise am Rhein in Köln oder Düsseldorf pro Jahr durch die Binnenschiffe entsteht, ist durchaus vergleichbar mit der eines stark befahrenen Autobahnabschnitts. Etwa 20.000 Tonnen Stickstoffoxide entstehen jährlich durch die Binnenschifffahrt allein auf dem nordrhein-westfälischen Rheinabschnitt. Dabei werden etwa 3,5 Millionen Tonnen Kraftstoff verbraucht.

Ziel der Landesregierung ist es, den Ausstoß von Stickoxiden vor allem in den Ballungsräumen zu reduzieren und damit Luft- und Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Das Laborschiff zeigt in seiner Vorreiterrolle, was technisch möglich ist und welche Effekte sich damit erzielen lassen.

Hauptaufgabe Gewässerüberwachung

Die "Max Prüss" ist Teil der staatlichen Gewässerüberwachung in Nordrhein-Westfalen. In ihrer Ausstattung und Funktion ist die "Max Prüss" einmalig in Deutschland. Sie ist für die erforderlichen Probenahmen von Wasser, Schwebstoff und Sediment und einige Laboruntersuchungen eingerichtet. Sie verfügt über eine kontinuierlich registrierende Messstation für die Wassertemperatur, den pH-Wert, die elektrische Leitfähigkeit, den Sauerstoffgehalt und die Trübung des Wassers. Sie ist labormäßig für einfache physikalische, chemische und biologische Untersuchungen an Bord ausgerüstet. Für spezielle Messungen können zeitweise auch zusätzliche Geräte auf dem Schiff installiert werden. Hauptsächlich erfolgt vom Schiff aus die fachgerechte Probenahme und Probenvorbereitung für die späteren Laboruntersuchungen an Land. Sie wird aber auch bei Schadensfällen auf dem Rhein zur wasserseitigen Probenahme eingesetzt.

Abgasreinigung auf dem Laborschiff Max Prüss

Im Jahr 2015 wurde die "Max Prüss" als erstes und bisher einziges Binnenschiff in Nordrhein-Westfalen vollständig mit einer modernen, kombinierten Abgasreinigungsanlage nachgerüstet. Im Jahr 2016 wurden zusätzlich beide Hilfsmaschinen zur Versorgung der Bordelektrik und der Bugstrahlruder mit Partikelfiltern nachgerüstet. Der Feinstaubausstoß verminderte sich durch die Nachrüstung um circa 94 Prozent. Auch die Stickstoffoxid-Emissionen konnten um etwa 70 Prozent reduziert werden.

Wie viel Abgas ein Motor ausstößt und wie viele Schadstoffe dabei entstehen, hängt ganz entscheidend vom Kraftstoffverbrauch ab. Um die Zusammenhänge zwischen Fahrweisen, Kraftstoffmengen und Schadstoffemissionen weiter im Detail zu erforschen, wird derzeit auf der "Max Prüss" ein weiteres Überwachungsprogramm mit einem so genannten "Fuelmeter" begonnen. Dieses Aggregat zeichnet kontinuierlich den Dieselverbrauch auf. Parallel dazu misst eine Sonde im Abgasrohr, wieviel Stickstoffoxide sich im Abgasstrom befinden. Mehrere Verfahren zur Emissionsmessung werden über einen Zeitraum von vier Jahren auf die Belastbarkeit ihrer Ergebnisse getestet.

Teile dieser Untersuchungen werden im Rahmen des Projekts Clean Inland Shipping-CLINSH von der Europäischen Kommission gefördert, denn der Rhein als internationale Wasserstraße verlangt länderübergreifende Lösungen.

Getestet wird im alltäglichen Routinebetrieb des Schiffes. Im Dienste der Gewässerüberwachung ist die "Max Prüss" an etwa 220 Tagen pro Jahr auf dem Rhein, der Ruhr, der Weser und dem gesamten Westdeutschen Kanalnetz auf Mess- und Probenahmefahrt.