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12.08.2015

Minister Remmel: Lebendige Gewässer sind Lebensadern für Nordrhein-Westfalen

Umweltminister informiert sich über ehemals ausgestorbene Arten, die in NRW-Gewässer zurückkehren

Er galt seit den 50er Jahren als ausgestorben und hat sich nun von ganz alleine wieder in NRW angesiedelt, der Fischotter. Nachgewiesen wurde die Rückkehr des Fischotters erstmals vor rund sechs Jahren im westlichen Münsterland, derzeit gehen Artenschützer vor Ort von einer Population von rund 25 – 30 Tieren über das westliche Münsterland verteilt aus. Das Besondere an der Rückkehr des Fischotters ist, dass er ohne die Hilfe des Menschen den Weg zurück in die Bäche, Flüsse, Teiche und Seen des Münsterlandes gefunden hat. "NRW ist ein Wasserland. Auf einer Länge von mehr als 50.000 Kilometern durchziehen Flüsse und Bäche unser Land. Sie sind die Lebensadern Nordrhein-Westfalens und als Garanten für die biologische Vielfalt unverzichtbar", erklärte Umweltminister Johannes Remmel auf der dritten Station seiner Sommertour zum Thema "Lebendige Gewässer". "Dass sich der Fischotter hier wieder wohlfühlt, ist ein Zeichen dafür, dass sich die Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte gelohnt haben, unsere Gewässer wieder sauberer und naturnaher zu gestalten."

"Die menschlichen Eingriffe der Vergangenheit in Form von Begradigungen und die Belastung der Flüsse mit Abwässern oder anderen Substanzen haben den wertvollen Lebensraum 'Wasser' massiv belastet", erklärte Remmel. Derzeit sind noch immer rund 60 Prozent der Gewässer in NRW erheblich verändert oder künstlich angelegt. Nur noch etwa sechs Prozent der Flüsse und Seen verfügen nach Untersuchungen des Landesumweltamtes (LANUV) über ein intaktes Öko-System – mit entsprechenden Folgen für die Tier- und Pflanzenarten in und an den Gewässern. Von 51 heimischen Fischarten sind 16 akut bedroht oder bereits ausgestorben. "Unsere Gewässer verbinden Städte und Dörfer, prägen unser Landschaftsbild, sind Erlebnisräume, Trinkwasserreservoire und bedeutende Lebens- und Entwicklungsadern für unsere faszinierende Artenvielfalt. Sie sind ein reichhaltiger Schatz, den wir bewahren und schützen müssen. Wir brauchen mehr lebendige Gewässer und die Landesregierung setzt genau hier an", sagte Minister Remmel.

Während früher Pelzjäger der größte Feind des Fischotters waren, ist es nun der Autoverkehr. Die ersten Hinweise auf die Rückkehr des Fischotters gaben dementsprechend zwei tote Tiere an der A 43 und der L 600 in Dülmen im Jahr 2009. Das nachtaktive Tier zeigte sich bei der Begehung am Halterner Mühlenbach und am Sandbach leider nicht, die Experten der Biologischen Stationen Kreis Recklinghausen, Zwillbrock und des Naturschutzzentrums Kreis Coesfeld konnten dem Minister aber Trittsiegel und Kot des agilen Fischjägers zeigen. "Fischotter sind Gelegenheitsjäger: Sie nehmen vom Stichling bis zum Karpfen, vom Flusskrebs bis zum Bläßhuhn alles, was ihnen vor das Maul schwimmt. In strukturreichen und sauberen Gewässern können Fischotter ihren Nahrungsbedarf decken", erläuterte Niels Ribbrock, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Recklinghausen.

Die meisten Nachweise gelangen bisher am Heubach bzw. Halterner Mühlenbach sowie der unteren Stever und in der Lippe im Kreis Recklinghausen. Ebenfalls dauerhafte Vorkommen nachgewiesen wurden in der Berkel und Dinkel in den Kreisen Coesfeld und Borken. Auch in weiteren Flüssen wie der Bocholter Aa und der Issel oder dem Winzelbach im Kreis Wesel wurden Spuren vom Fischotter nachgewiesen. Neueste Funde gelangen an Gewässern im nördlichen Kreis Steinfurt. Da der Fischotter sehr mobil ist und weite Strecken zurücklegen kann, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er sich weiter im Münsterland und dann auch in ganz Nordrhein-Westfalen wieder ansiedeln könnte.

"Lebendige Gewässer" – Fotowettbewerb gestartet

Im Frühjahr haben die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege und das NRW-Umweltministerium ihren neuen Fotowettbewerb gestartet. Das Thema ist diesmal "Lebendige Gewässer". Zugelassen sind digitale Fotografien, die Gewässer als Lebensräume von Tieren und Pflanzen abbilden. Bei der Motivwahl kann ein Gewässer als Landschaft im Vordergrund stehen, aber auch heimische Tiere und Pflanzen am oder im Lebensraum Wasser sind mögliche Motive. Einsendeschluss ist der 19. März 2016.

Mit diesem Wettbewerb nehmen das NRW-Umweltministerium und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung erneut ein wichtiges Naturschutz-Thema in den Fokus: Natürliche und naturnahe Seen, Bäche und Flüsse sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und ein wichtiger Baustein zum Erhalt unserer biologischen Vielfalt. Zudem leisten Bäche und Flüsse und ihre Auen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Doch Lebensadern für unser Naturerbe können sie nur sein, wenn sie auch über ein intaktes Ökosystem verfügen.

Als ersten Preis loben die Veranstalter 600 Euro aus, als zweiten 400 Euro und als dritten 300 Euro. Die neun Viertplatzierten erhalten jeweils 150 Euro. Bis zum 19. März 2016 können Fotografinnen und Fotografen ihre Fotos entweder auf einem Speichermedium oder per E-Mail einsenden. Noch einfacher geht es mit der Upload-Funktion über das Internet.

Über die Siegerfotos entscheidet wieder eine Online-Abstimmung im Internet, die nach dem Wettbewerbsende freigeschaltet wird. Die zwölf Bilder mit der meisten Zustimmung werden prämiert und in einem Fotokalender für das Jahr 2017 veröffentlicht. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden bei einer Veranstaltung im Haus der Stiftungen in Düsseldorf ausgezeichnet. Der jährliche Fotowettbewerb des NRW-Umweltministeriums wird bereits zum zweiten Mal gemeinsam mit der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege veranstaltet.