Zum Inhalt springen

wir.bewegen.nrw

Hauptinhalt

24.04.2014

Minister Remmel: "Seltene Uralt-Bäume sind ein wertvolles Naturerbe unseres Landes" - Umweltminister ruft Bürgerinnen und Bürger zum Schutz von Ur-Altbäumen auf - Internationaler Tag des Baums am 25. April

Das Umweltministerium hat vor dem morgigen internationalen Tag des Baumes zum Schutz der in NRW nur noch in geringem Umfang vorhandenen Uralt-Bäume aufgerufen. "Jahrhunderte alte Bäume sind in NRW wegen der wechselvollen Geschichte unseres Landes rar. Deshalb benötigen sie unseren besonderen Schutz", sagte Umweltminister Johannes Remmel im Vorfeld des weltweiten Aktionstages am 25. April. "Uralte Bäume sind nicht nur markante Orte der örtlichen Geschichte. Durch sie wird auch altes, heimisches, genetisches Material erhalten, ein unschätzbarer Wert für die Artenvielfalt in unserem Lande. Sie sind Naturschätze direkt vor unserer Türe."


Viele Uralt-Bäume in NRW haben ein Alter von mindestens 600 Jahren, einige sind sogar noch älter. Dazu gehört zum Beispiel die rund 800 Jahre alte Dicke Eiche in Hopsten (Kreis Steinfurt), die rund 700 Jahre alte Bärenwaldeiche (Kreis Siegen-Wittgenstein) oder die ebenfalls etwa 700 Jahre alte Winterlinde an der Laurentiuskirche in Mönchengladbach. Ebenfalls in Mönchengladbach findet sich eine Eibe, die rund 530 Jahre alt ist. Eine Hofulme in Bierde im Kreis Minden-Lübbecke bringt es immerhin auf gut 500 Jahre.


Ältester Baum in NRW ist vermutlich eine Stiel-Eiche in Erle in Raesfeld. Nach ungesicherten Überlieferungen wurde die Femeiche zwischen den Jahren 1100 und 1300 gepflanzt. Den Überlieferungen zufolge soll sie bereits in germanischer Zeit als Kultstätte genutzt worden sein, später im Mittelalter tagte in ihrem Schatten das geheime Femgericht. Ihr Umfang ist gewaltig: So soll 1819 der spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 36 ausgerüstete Infanteristen befohlen haben, in der Eiche Aufstellung zu nehmen.


Um diese alten Naturschätze zu kartieren haben deshalb das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV) und die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) ein Altbaum-Portal ins Leben gerufen. Hier wird aufgezeichnet, um welche Baumarten es sich handelt und ob die uralten Bäume als Einzelbäume oder als Baumgruppe vorkommen. "Manche Uralt-Bäume sind so bekannt, dass sie bereits als Naturdenkmale ausgewiesen wurden. Aber viele stehen auch noch unentdeckt in unserer Landschaft", sagte Dr. Georg Verbücheln, Abteilungsleiter Naturschutz im LANUV NRW. "Mit dem AltbaumFinder möchten wir Informationen über kulturhistorisch und ökologisch bedeutsame Uralt-Bäume sammeln - denn nur was man kennt, kann man auch schützen."


"Der AltbaumFinder ist ein gutes Beispiel für eine gelebte Zusammenarbeit zwischen Behörden und den Menschen in NRW", sagte Minister Remmel. "Uraltbäume repräsentieren die Vergreisungs- und Absterbephase unserer heimischen Waldökosysteme, die durch eine besonders hohe Biodiversität gekennzeichnet sind." Bürgerinnen und Bürger finden im AltbaumFinder nicht nur bekannte Informationen zu uralten Bäumen in ihrer Umgebung, sie können sich auch selber beteiligen und eigene Funde melden. Um die Bäume auch unterwegs finden zu können, gibt es den AltbaumFinder als App für Smartphones.


Viele dieser alten Bäume sind deshalb bemerkenswert, da sie das Landschafts- oder Ortsbild prägen oder eine besondere kulturelle Bedeutung besitzen. In so manchem Dorf spielten sich früher die Feste rund um die Tanzlinde ab, unter mächtigen Eichen hielt man Gericht. Über 400 seltene Uralt- und Alt-Bäume sind auf diese Weise in das Portal gelangt. Im Vergleich mit den ältesten Bäumen der Welt sind die heimischen Baumveteranen allerdings nur Jungspunte: In den White Mountains in den USA etwa stehen Grannenkiefer, die mehr als 4700 Jahre alt sind. In Schweden existieren sogar Kiefer-Klone, die auf eine Geschichte von mehr als 9000 Jahre zurückblicken können.


Der internationale Tag des Baumes wurde am 27. November 1951 von den Vereinten Nationen beschlossen. In Deutschland wurde er erstmals 1952 begangen. Die Idee für einen jährlichen Aktionstag entstand allerdings fast ein Jahrhundert früher in den USA. Am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürgerinnen und Bürger der jungen Nation mehr als eine Million Bäume, um ein Zeichen für den Erhalt der Wälder zu setzen. Gut zwei Jahrzehnte später hatte sich dieser Aktionstag in den USA bereits etabliert.

WildesNRW – 'Der Schatz vor Deiner Tür

Alte Buchenwälder, mystische Moore, knorrige Eichenbäume, moosbedeckte Auenwälder, blühende Heideflächen, ausgedehnte Wasserlandschaften und wilde Mittelgebirgsbäche: Nordrhein-Westfalen hat eine einzigartige Natur und eine faszinierende Artenvielfalt. Mehr als 3.000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems "Natura 2000", der Nationalpark Eifel, rund 100 Wildnisgebiete und 14 Naturparke bewahren das heimische Naturerbe und machen es für die Bevölkerung erlebbar. Als bevölkerungsreichstes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen nicht nur Heimat für rund 18 Millionen Menschen; auch mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten finden hier Lebensraum, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Sie alle gehören zum „Wilden NRW“: Ein Schatz vor unserer Tür, den es für kommende Generationen zu bewahren gilt.


Doch diese beeindruckenden Zahlen dürfen nicht drüber hinwegtäuschen, dass unser Naturerbe gefährdet ist. Das Artensterben schreitet auch in NRW weiter voran: Etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten in NRW sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Und die Situation verschärft sich. Denn mittlerweile geraten auch immer mehr Allerweltsarten an den Rand ihrer Existenz.


Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, der Klimawandel, der auch in NRW bereits deutlich Spuren hinterlässt und der fortschreitende Flächenfraß. So verschwinden täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Flächen, Brutstätten und Lebensräume für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.