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20.03.2014

Minister Remmel: „Wir wollen eine umfassende Verbesserung der Gewässerqualität erreichen“ - NRW-Umweltministerium legt Fortsetzungsbericht „Reine Ruhr“ vor – Maßnahmen gegen Mikroschadstoffe angekündigt

Die Landesregierung will eine umfassende Verbesserung der Wasserqualität erzielen. Aktuell wird der gute ökologische Zustand jedoch in 90 Prozent der Gewässer Nordrhein-Westfalens nicht erreicht, unter anderem aufgrund von Verunreinigungen durch Mikroschadstoffe. „Um unsere Gewässer aktiv zu schützen, bedarf es eines Multibarrierenschutzes, angefangen bei den Quellen, über die Kläranlagen bis hin zu den Wasserwerken“, erklärte Umweltminister Johannes Remmel zur Veröffentlichung des Fortsetzungsberichts „Reine Ruhr“.


Der Bericht dokumentiert den aktuellen Stand bei der Nachrüstung von Wasser- und Klärwerken sowie die aktuellen Daten zum Eintrag antropogener Spurenstoffe (Mikroschadstoffe) in Gewässer. Dazu gehören organische Schadstoffe wie Human- und Tierpharmaka, Industriechemikalien, Körperpflegemittel, Waschmittelinhaltsstoffe, Nahrungsmittelzusatzstoffe, Additive in der Abwasser- und Klärschlammbehandlung, Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie Futterzusatzstoffe. Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen hat rund 5.000 Substanzen als potenziell umweltrelevant eingestuft. Die europäische Chemikalienagentur hat 2010 den Nachweis über den Einsatz von mehr als 400 gesundheitsgefährdenden, krebserregenden Chemikalien in verschiedenen Produkten erbracht. Der Bericht dokumentiert, dass durch die teilweise allgegenwärtige Verwendung dieser Mikroschadstoffe zu einer nachweisbaren Belastungen der Gewässer führt.


Für die überwiegende Mehrzahl von Mikroschadstoffen gilt, dass sie einer allgegenwärtigen Verwendung unterliegen und damit insbesondere auch über kommunale Kläranlagen in die Gewässer eingetragen werden. Die Ertüchtigung der kommunalen Kläranlagen stellt deshalb laut Minister Remmel eine effiziente Methode dar, die Verunreinigung von Gewässer mit Mikroschadstoffen zu reduzieren, dies gelte insbesondere für den Eintrag von Arzneimittelrückständen: „Die Gesellschaft wird immer älter und der medizinische Fortschritt schreitet voran, immer mehr Rückstände von Arzneimitteln gelangen über unsere Kanalisation in unsere Gewässer“, erläuterte Remmel.
Inzwischen liegen sowohl vielfältige Erkenntnisse aus Forschungs- und Entwicklungsvorhaben als auch aus Machbarkeitsstudien vor; mehr als 45 Machbarkeitsstudien an kommunalen Kläranlagen sind durchgeführt bzw. aktuell in der Ausführung.. Hinzu kommen Erfahrungen aus der Praxis: 11 Kläranlagen in NRW haben bereits Technologien zur Eliminierung von Mikroschadstoffen wie Aktivkohlefilter und Ozonung auf freiwilliger Basis gebaut oder planen derzeit die Umsetzung.  


Der aktuelle Bericht baut auf den Ergebnissen auf, die im ersten Zwischenbericht „Reine Ruhr" (Vorlage 14/2577) bzw. im Status-Bericht an den Landtag (Vorlage 15/1217) enthalten sind. Gerade der Wasserqualität entlang der Ruhr kommt unter dem Aspekt „Trinkwasser“ eine besondere Bedeutung zu. Denn die Ruhr ist Grundlage der Wasserversorgung für etwa 5 Millionen Menschen in NRW. Damit war die Ruhr im Jahr 2008 Ausgangspunkt und Namensgeber für die Entwicklung des Programms „Reine Ruhr“.


Zielsetzung des Programms sind die Vermeidung und der weitgehende Rückhalt von Mikroschadstoffen. Die vorliegenden Erkenntnisse aus einer umfassenden Bestandsaufnahme und einer Reihe von durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass es eines Multi-Barrieren-Schutzes bedarf. Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Vermeidung und Maßnahmen zur Verminderung an der Quelle der Industrieeinleitung, zur Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen sowie Maßnahmen bei der Trinkwasseraufbereitung.
Dahinter verbirgt sich das Prinzip eines vorsorgenden Gewässer- und Trinkwasserschutzes mit dem Ziel, einen Vorsorgewert für alle Mikroschadstoffe von maximal 0,1 Mikrogramm pro Liter zu erreichen.


Um Kompetenzen und vorhandenes Wissen zu bündeln, den Erfahrungsaustausch zu fördern und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, hat das NRW-Umweltministerium im Jahr 2011 das Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe ins Leben gerufen.