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04.03.2015

Sondermülldeponie Eyller Berg: Auswertungen zeigen möglicherweise erhöhte Krebshäufigkeit bei Frauen, geringere Häufigkeit bei Männern - Umweltstaatssekretär Peter Knitsch: Wir nehmen die Ergebnisse zum Anlass, weitere Maßnahmen zu prüfen

Eine Untersuchung der Universität Münster zu Krebshäufigkeiten an der Sonderabfalldeponie Eyller Berg liefert Hinweise auf eine mögliche Erhöhung von Krebsneuerkrankungen bei Frauen. Bei den Männern zeigte der Trend in die entgegengesetzte Richtung, die Auswertung hier zeigte eine niedrigere Rate an Neuerkrankungen. „Die Ergebnisse der Krebshäufigkeiten hier am Eyller Berg lassen nach Angaben der Experten des Krebsregisters und des nordrhein-westfälischen Landesamtes für Umwelt allerdings keine Schlüsse auf eine Ursache der erhöhten Raten bei Frauen zu“, erläuterte der Staatssekretär des Umweltministeriums, Peter Knitsch, auf einer Informationsveranstaltung im Kamp-Lintforter Rathaus. „Wir können also aus den Ergebnissen nicht den Schluss ziehen, dass die Deponie Eyller Berg ursächlich für Krebserkrankungen in der Region ist.“ Laut Knitsch seien auch die seit 2011 erhobenen Umweltdaten nicht geeignet, eine mögliche Erhöhung der Krebsraten bei Frauen und die niedrigeren Raten bei Männern zu erklären: „Wir werden aber die Ergebnisse zum Anlass nehmen, um zu prüfen, welche weiteren Untersuchungen machbar und zielführend sind.“

Das Umweltministerium hatte im September 2013 das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster mit der Durchführung einer kleinräumigen Untersuchung der Krebshäufigkeiten im Umfeld des Eyller Bergs beauftragt. Betrachtet wurden die beiden von den Bürgerinitiativen festgelegten Kamp-Lintforter Stadtteile Gestfeld und Geisbruch. Ausgehend von der Mitte der Deponie Eyller Berg wurden so alle Bewohnerinnen und Bewohner in einem Radius von 1,8 Kilometern rund um die Deponie erfasst. Die beobachtete Neuerkrankungsrate für Krebs im Zeitraum 2008 bis 2012 im Untersuchungsraum des Eyller Berges lag für Frauen 29 Prozent höher als auf Grundlage des Vergleichsgebietes Kreis Borken erwartet. Für Männer war die Neuerkrankungsrate hingegen um 26 Prozent niedriger als im Vergleichsgebiet. Bisher gibt es keine Hinweise, was die Erhöhung verursachen könnte. Ebenso ist unklar, weshalb bei den Männern weniger Neuerkrankungen festgestellt wurden. Weder ist eine einzelne oder seltene Krebsart bei Frauen auffällig erhöht, noch weicht die Altersverteilung der Betroffenen von bekannten Verteilungen ab. Die Fachleute gehen derzeit davon aus, dass eine Ursache mit den zur Verfügung stehenden epidemiologischen Methoden nicht gefunden werden kann.

Die Auswertungen wurden von einer Arbeitsgruppe aus den Bürgerinitiativen „Interessengemeinschaft Endlager Mensch“ und „Giftmülldeponie Eyller Berg“ sowie deren umweltmedizinischem Berater, der Stadt Kamp-Lintfort, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), dem Krebsregister NRW und dem NRW-Umweltministerium begleitet.

Unabhängig von der abgeschlossenen Krebsstudie werden in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit den Beteiligten vor Ort weitere Bedarfe und Möglichkeiten zur Untersuchung auf mögliche Auswirkungen der Deponie Eyller Berg abzuklären. Dazu gehört zum Beispiel die Prüfung, ob bioanalytische Messverfahren sinnvoll eingesetzt werden können.