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Pressemitteilung der EMSCHERGENOSSENSCHAFT und des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Minister Uhlenberg zeichnet Zukunftsvereinbarung mit Emscherregion

Deutschlandweit beispielhafter Konsens zum Umgang mit Regenwasser

Dortmund. 17 Stadtspitzen der gesamten Emscherregion zeichnen heute auf Initiative der EMSCHERGENOSSENSCHAFT gemeinsam mit Minister Uhlenberg (MUNLV NRW) eine Vereinbarung mit folgendem Ziel: Abkopplung von 15 % des Regenabflusses von der Kanalisation innerhalb der kommenden 15 Jahre. Anschließend legen alle Akteure gemeinsam Hand an und entsiegeln symbolisch Flächen vor dem Westfalenstadion. Die Zukunftsvereinbarung dient letzten Endes dem Schutz des eng besiedelten Ballungsraumes vor großen Hochwasserereignissen. Im Sommer hatten in Bayern, Österreich und der Schweiz Starkregenereignisse Tausende von Menschen in Bedrängnis gebracht.

Essentieller Bestandteil des Emscher-Umbaus ist der richtige Umgang mit Regenwasser und der damit verbundene Hochwasserschutz. Die heutige Unterzeichnung der "Zukunftsvereinbarung Regenwasser" setzt aber auch über die regionalen Grenzen hinaus einen Meilenstein in der Wasserwirtschaft: In keinem anderen Bundesland gibt es einen derartigen Konsens mit vergleichbarem Abkoppelungsziel. Gemeinsam vereinbaren das Land, vertreten durch Eckhard Uhlenberg, Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in NRW, die Oberbürgermeister und Bürgermeister von 17 Emscherkommunen und Dr. Jochen Stemplewski für die EMSCHERGENOSSENSCHAFT ein ehrgeiziges Ziel, das sich auf die Formel "15 % in 15 Jahren" bringen lässt.
Dahinter verbirgt sich folgendes: Die Unterzeichner bekunden ihre Bereitschaft, bis 2020 im wasserwirtschaftlichen Einzugsbereich der Emscher 15 % des Regenabflusses von der Kanalisation abzukoppeln. Realisiert werden sollen in diesem Zeitraum Projekte z. B. mit Wohnungsbaugenossenschaften Industrie und kommunalen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder auch die Abkopplung von Parkplatzflächen wie eben die des Westfalenstadions in Dortmund.

Pilotprojekt Westfalenstadion
Hier greifen heute neben Minister Uhlenberg und Dr. Stemplewski die 17 Stadtspitzen bzw. deren Vertreter zur Spitzhacke, um Parkplatzflächen direkt vor dem künftigen WM-Stadion symbolisch zu entsiegeln. Ab November beginnt hier die Stadt Dortmund mit dem Bau einer offenen Ableitung für das Regenwasser im Zuge des nachhaltigen Umweltkonzeptes Green Goal zur Fußball WM 2006. Damit wird der "Weg des Wassers" für alle Stadionbesucher erlebbar.

Informationssystem Regenwasser
Umgesetzt wird die Zukunftsvereinbarung folgendermaßen: Die EMSCHERGENOSSENSCHAFT stellt allen beteiligten Städten ein Informationssystem zur Verfügung, das mit finanzieller Unterstützung des Umweltministeriums NRW entwickelt wurde. Dieses Informationssystem Regenwasser zeigt häuserblockscharf das Abkoppelungspotenzial jeder Emscherstadt auf: Wo ist naturnahe Bewirtschaftung von Regenwasser sinnvoll, kann z. B. versickert werden oder muss aufgrund der Bodenbeschaffenheit oder zu geringem Grundwasserabstand zwischengespeichert oder zum nächsten Gewässer oberirdisch abgeleitet werden? 4.000 mögliche Projekte in der Emscherregion wurden hier definiert, die es nun nach einer gemeinsamen Auswahl sukzessive umzusetzen gilt.

Gründe für die Umsetzung
Die Zukunftsvereinbarung Regenwasser nennt handfeste Motivatoren für ein solch ehrgeiziges Ziel: dies sind neben ökonomischen und ökologischen Aspekten auch stadtplanerische und wasserwirtschaftliche Gesichtspunkte. So ist Wasser in städtischen Brunnen, Gräben oder Gewässern ein attraktives Gestaltungselement. Die Sichtbarkeit und Erlebbarkeit von Regenwasser z. B. auf einem umgestalteten Schulhof bedeutet für Kinder das bewusste Erleben einer "urbanen Natur". Gleichzeitig fließt dabei weniger sauberes Regenwasser in die Kanalisation, welches erst kostspielig in den Kläranlagen gereinigt werden müsste.
Denn die zunehmende Versiegelung des Bodens und immer größere Abflussmengen machen aufwändige Baumaßnahmen im Bereich der Kanalisation notwendig. Investitionen, die sich mit einem gezielten Regenwassermanagement verhindern lassen. Darüber hinaus kommt die Versickerung vor Ort dem Grundwasser und damit einem intakten Wasserkreislauf zu Gute.

Förderung und Route des Regenwassers
Seit 1994 fördert und realisiert die EMSCHERGENOSSENSCHAFT über zahlreiche, vom Land NRW geförderte Programme den sinnvollen Umgang mit Regenwasser. Seitdem wurden bereits über 130 Pilotprojekte mit insgesamt 1,4 Millionen m² Fläche umgesetzt, 17 besonders eindrucksvolle Beispiele wurden zwischen 1999 und 2001 in einer "Route des Regenwassers" zusammengefasst. So finden sich heute in jeder Stadt des Emscherraumes bereits umgesetzte Beispiele, viele sind über die Grenzen der Region hinaus bekannt (z. B. "Depot" in Dortmund, Aldi-Logistik-zentrum in Essen, Fa. Rockwool in Gladbeck). Im Rahmen der Zukunftsvereinbarung Regenwasser fördert die EMSCHERGENOSSENSCHAFT die Umsetzung von Regenwasserprojekten mit den Mitteln, die sonst in größere konventionelle Bauten wie Kanäle oder Regenrückhaltebecken investiert worden wären.