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"Mehr als nur ein Handy mit großen Tasten": Ältere Verbraucherinnen und Verbraucher fordern stärkere Berücksichtigung im Handel – Verbraucherpolitischer Kongress "Zukunftsmarkt 60plus" in Bonn

Der Handel hat die Generationen 60plus entdeckt. Mit Superlativen wie "Megamarkt" oder "gewinnträchtigster Markt aller Zeiten" beschreibt die Branche die geschätzte Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher ab 60 von jährlich mehr als 400 Milliarden und umwirbt sie entsprechend massiv. Doch was bringt diese Entwicklung den Senioren? Werden Produkte, Verpackungen oder Dienstleistungen künftig altersgerechter gestaltet? Wächst die Gefahr von unseriösen Angeboten und Mogelpackungen? Können sich Verbraucherinnen und Verbraucher allein ausreichend dagegen wehren? Diese und weitere Fragen diskutieren mehr als 200 Experten aus Politik, wie NRW-Generationenminister Armin Laschet, aus der Wirtschaft sowie Verbraucher- und Seniorenverbänden auf dem Kongress "Zukunftsmarkt 60plus", zu dem das Verbraucherschutzministerium geladen hatte.

Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg: "Kommunikation und neue Medien, Pflege, Gesundheit und Ernährung sind wachsende Märkte, auf denen sich auch ältere Menschen zu recht finden müssen. Sie erwarten, dass sie von den Anbietern ernst genommen werden. Defizite wie unübersichtliche Kostenstrukturen und zunehmende Automatisierung anstelle von Beratung stellen nicht nur manche Senioren vor große Probleme. Zusätzlich sehen sich die Verbraucher 60plus immer wieder neuen Verkaufsmethoden ausgesetzt, bei denen nicht selten gegen die Regeln eines fairen Wettbewerbs verstoßen wird. Die Bandbreite reicht von "unseriösen" Kaffeefahrten über "dubiose" Gewinnmitteilungen bis hin zu vermeintlichen Schnäppchen bei Haustürgeschäften. Wer zum Kauf gedrängt wird ist nicht rechtlos gestellt. Viele ältere Verbraucher kennen jedoch ihre Rechte nicht."

Verbraucher so zu informieren und zu beraten, dass sie in der Lage sind, eigenständig zu entscheiden und auszuwählen – egal ob es sich um ein Elektrogerät, eine soziale Dienstleistung oder eine Reise handelt, lautet deshalb eine wesentliche Forderung des Kongresses. Die Verbraucherpolitik soll ein Gleichgewicht zwischen Verbraucher- und Wirtschaftsinteressen schaffen. Auf diese Weise könne sowohl für die Konsumenten aller Generationen ein hohes Maß an Lebensqualität gesichert als auch wirtschaftliches Wachstum und Engagement in NRW gefördert werden.

Generationenminister Armin Laschet: "Wir brauchen ein neues Bild vom Alter. Ältere Menschen bleiben heute länger als noch vor wenigen Jahrzehnten leistungsfähig und mobil. Der demografische Wandel birgt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Wenn es uns gelingt, alle Potenziale in der Seniorenwirtschaft zu nutzen, dann können wir in den nächsten Jahren bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen - in den neuen Medien, in der Telekommunikation, im Handel, in der Kultur, im Sport, im Tourismus oder im Gesundheitsbereich. Es fehlt aber ein ausreichendes Angebot von Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung, das auf die speziellen Bedürfnisse und Ansprüche der Senioren zugeschnitten ist. Die Unternehmen können es sich mittel- und langfristig nicht leisten, den Zukunftsmarkt der Senioren nicht zu bedienen. Wer nicht bereits heute die älteren Menschen als ernstzunehmende Zielgruppe begreift, wird bald ins wirtschaftliche Abseits geraten."

Den Markt für seniorengerechte Produkte ausloten und erweitern will die "Zukunftsinitiative Seniorenwirtschaft", eine Initiative der Landesregierung, an der die Landesseniorenvertretung, die Wohlfahrtsverbände und die Wirtschaft teilnehmen.

Beide Landesminister sind sich einig, dass die Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher 60plus gemeinsam im Dialog mit allen Beteiligten stärker als bisher berücksichtigt werden müssen.

Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg: "Der Kongress soll Auftakt zu einem stetigen Dialog mit der anbietenden Wirtschaft und den Seniorenvertretungen sein. Es ist notwendig Kooperationen einzugehen, um ältere Verbraucherinnen und Verbraucher besser bei der Durchsetzung ihrer berechtigten Interessen unterstützen zu können."