Sieben von Nordrhein-Westfalen initiierte Pilotprojekte für mehr Lebensmittelsicherheit und
-qualität sind auf einer internationalen Expertenkonferenz sehr positiv aufgenommen worden. Vorgestellt wurden die Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in Genua, wo sich 60 Teilnehmer aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung aus sieben Regionen Europas trafen, um sich über den Stand der Umsetzung des neuen EU-Lebensmittelrechts in Unternehmen und Behörden der einzelnen Länder auszutauschen. Die Teilnehmer aus Gelderland (Niederlande), der Schweiz, Ligurien (Italien), Vidin (Bulgarien), Hovedstads (Dänemark), Rhône-Alpes (Frankreich) und Nordrhein-Westfalen präsentierten dabei erste Zwischenergebnisse aus insgesamt 17 grenzübergreifenden Arbeitsgruppen. Diese haben im Rahmen des Projektes PromSTAP (Promoting the stable to table approach = vom Erzeuger zum Verbraucher) vor einem Jahr die Arbeit aufgenommen. Die Gesamtkoordination von PromSTAP liegt in den Händen von Nordrhein-Westfalen.
Mit Unterstützung der Universität Bonn hat das NRW-Verbraucherschutzministerium mehrere Projekte auf den Weg gebracht, die in Zukunft die Lebens- und Futtermittelkontrolle verbessern und zugleich die Qualitätssicherung in Unternehmen vereinfachen könnten. So wurde in einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit den niederländischen PromSTAP-Kollegen ein Informations- und Kommunikationssystem entwickelt, mit dem sich der Weg der Lebensmittel vom Landwirt über die verarbeitende Industrie (etwa den Schlachthof) und den Transport bis zum Groß- und schließlich Einzelhändler verfolgen lässt. Ein sogenanntes "Data Warehous" verbindet dabei bislang organisatorisch und geographisch voneinander getrennte Datenbanken. Die deutsch-niederländische Idee sieht vor, über das Internet den produktbegleitenden Informationsaustausch vom Futtermittellieferanten über den Tierhalter und den Tierarzt bis zum Schlachthof zu ermöglichen. "Da gerade bei der Fleischproduktion die Verknüpfung zwischen Deutschland und den Niederlanden sehr eng ist, ist ein einheitliches Informationssystem nicht nur hilfreich bei der Modernisierung der Schlachttier- und Fleischuntersuchung, sondern auch unverzichtbar in der grenzüberschreitenden Vorbeugung und Bekämpfung von Tierseuchen", so Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg.
Zwei weitere Arbeitsgruppen, in denen neben deutschen auch niederländische, italienische, schweizerische und bulgarische Experten vertreten sind, erarbeiten Methoden zur besseren Vorhersagbarkeit des Transfers von Schadstoffen in die Lebensmittelkette. Durch die Verknüpfung bereits vorhandener Datenbanken soll in Zukunft eine risikoorientierte Futtermittelkontrolle speziell zur Untersuchung einer möglichen Kontamination des Futters mit bodengebundenen Schwermetallen ermöglicht werden. Darüber hinaus stellten die Experten ein Verfahren vor, mit dem die Belastung von Obst und Gemüse durch Pestizide und deren Abbauprodukte schnell und effizient vorhersagbar ist.
Eine deutsch-italienische Gemeinschaftsarbeit beschäftigte sich mit Pilzkrankheiten im Getreide- und Weinanbau. Als Folge einer Pilzerkrankung entstehen sekundäre Stoffwechselprodukte, so genannten Mykotoxine, die in bestimmten Konzentrationen für den Menschen gesundheitsgefährdend sein können. In einem auf ein Jahr angelegten Monitoring wird in NRW bei Getreide, in Italien bei Wein untersucht, wie sich Pflanzen- und Umwelteinflüsse auf die Belastung der Lebensmittel mit Mykotoxinen auswirken. So soll zukünftig eine vorausschauende Risikoabschätzung möglich sein.
Eine verbesserte Überwachung und Vorhersage der Lebensmittelqualität bei Fleisch, Gemüse und Milch (zum Beispiel Berechnung des Haltbarkeitsdatums von Fleischprodukten; Vorhersage des Reifegrades von Tomaten zum Zeitpunkt des Verkaufs) über den gesamten Produktionsweg unter Berücksichtigung verschiedener nationaler und EU-Qualitätsstandards stand im Mittelpunkt weiterer Arbeitsgruppen unter NRW-Koordination.
Neben der Präsentation konkreter Forschungs- und Entwicklungsprojekte einigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch darauf, ihr internationales Netzwerk weiter zu vergrößern. Die Kooperation mit Behörden, Industrie, Forschung und anderen Organisationen im Bereich Lebensmittelqualität und -sicherheit soll erweitert werden. Zudem will man stärkere Verbindungen zu europäischen Forschungsnetzwerken und Expertengruppen in Wirtschaft und Verwaltung schaffen. Eine besondere Zielgruppe, die von dem internationalen Erfahrungsaustausch profitieren soll, sind kleine und mittelständische Unternehmen. Mit ihnen möchte PromSTAP in Workshops, Vorträgen und Schulungen stärker in Kontakt treten.