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Minister Remmel: „NRW hat beim Wald noch Wachstumspotenzial“

11. Station der Sommertour Land.Leben.NRW: Start der jährlichen Waldzustandserhebung in Nordrhein-Westfalen

Bundesweit zählt NRW bei der Waldfläche wegen seiner starken industriellen Prägung immer noch zu den Schlusslichtern. Stichprobenerhebungen auf Landes- und Bundesebene haben allerdings für die letzten Jahrzehnte regelmäßig eine Waldzunahme verzeichnen können, was auch für NRW zutrifft: In den Jahren 2003 bis 2012 gab es rund 3200 Hektar Waldzuwachs. Dies teilte NRW-Umweltminister Johannes Remmel auf der 11. Station seiner diesjährigen Sommertour unter dem Motto „Land.Leben.NRW“ mit. „Wälder sind unverzichtbare Orte für Freizeit und Erholung, Wälder speichern Wasser, reinigen die Luft und sind Heimat hunderter seltener Tier- und Pflanzenarten“, sagte Minister Remmel. „Und die Wälder tragen zum Klimaschutz, Artenschutz und Wirtschaftwachstum bei, gerade in den ländlichen Räumen Nordrhein-Westfalens“, betonte der Minister. „Wir benötigen daher mehr Wald in NRW und nicht weniger“, so Remmel. Insgesamt bedecke der Wald in NRW gerade einmal 26 Prozent der Landesfläche. „Dieses Naturerbe zu schützen und zu mehren ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“, sagte Remmel.

Eine wichtige Voraussetzung für den Schutz ist die Bestandserhebung, welchen Gesundheitszustand der Wald in NRW hat. Daher wird jedes Jahr der aktuelle Waldzustandsbericht im Spätherbst vorgelegt. Minister Johannes Remmel hat an diesem Freitag die landesweite Waldzustandserhebung im Forsthaus Forsbach in Rösrath zusammen mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW gestartet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesbetriebes führen die Erhebung im Auftrag des Ministeriums durch. Zur Datenerhebung ist der gesamte NRW-Wald in einem Raster von vier mal vier Kilometern aufgeteilt. Jeweils in den Schnittpunkten stehen die sogenannten Probebäume. In der Zeit von Mitte Juli bis Ende August wird jeder dieser etwa 10.000 Bäume von speziell geschulten Forstleuten aufgesucht die dann die Baumkronen auf den Verlust von Blätter oder Nadeln begutachten und den Befall von Baumschädlingen wie Insekten oder Pilzen bewerten. Hinzu kommt die Einschätzung der Vergilbung und weiterer Parameter. Daraus ergibt sich ein Bild über den Gesundheitszustand des Gesamtwaldes in NRW. Die Ergebnisse werden für die vier wichtigsten Hauptbaumarten dargestellt: Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Kombiniert mit den Jahresauswertungen der Wetterdaten auf Niederschlagsmengen, Trockenzeiten und Temperaturverläufen werden dann Gründe für positive und negative Entwicklungen abgeleitet sowie - sofern möglich - Maßnahmen entwickelt.

Auch wenn die Ergebnisse des Waldzustandsberichtes 2013 erst im Herbst präsentiert werden, so lässt sich doch in einem längerfristigen Rückblick feststellen, dass der Gesundheitszustand des NRW-Waldes immer noch besorgniserregend ist. Die Gründe dafür werden nicht mehr ausschließlich wie zu Beginn der Erhebungen in den achtziger Jahren dem Eintrag der Luftschadstoffe zugeordnet, sondern andere Faktoren gewinnen an Bedeutung. Heute sind am Wald die ersten negativen Folgen des Klimawandels abzulesen. „Wir haben heute mehr als doppelt so viele Bäume mit starken Schäden wie zu Beginn der Aufzeichnungen vor etwa 30 Jahren. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetteränderungen machen unserem Wald stark zu schaffen“, erläuterte Umweltminister Johannes Remmel heute beim Start der Erhebungen zum Waldzustandsbericht im Königsforst in der Nähe von Rösrath. „Tendenziell nimmt die Niederschlagssumme in den Sommermonaten ab und die Abstände zwischen den Mastjahren werden immer kürzer“, erklärte der Minister. „Das setzt unseren Wald unter starken Stress. Um unser Waldnaturerbe zu bewahren, arbeiten unsere Forstleute daran, den Wald zu einem klimaplastischen Ökosystem umzubauen, das den Folgen des Klimawandels widerstehen kann.“

Insgesamt sind gut 26 Prozent der NRW-Landesfläche (rund 916.000 Hektar) mit Wäldern bedeckt, die jeweils etwa zur Hälfte aus Laub- (52 Prozent) und Nadelbäumen (48 Prozent) bestehen. Besonders waldreich sind die Mittelgebirgsregionen Nordrhein-Westfalens. In NRW ist der Anteil des Privatwaldes besonders hoch: 67 Prozent der Waldflächen werden von privaten Eigentümern bewirtschaftet. Insgesamt gibt es etwa 150.000 Waldeigentümer in NRW. 18 Prozent der Waldflächen befinden sich im Besitz der Kommunen, zwei Prozent im Besitz des Bundes und 13 Prozent im Besitz des Landes NRW.

Der Start der Waldzustandserhebung ist die elfte Station der Sommertour Land.Leben.NRW des Ministers. Ziel der diesjährigen Sommertour ist, auf die Herausforderungen des ländlichen Raumes aufmerksam zu machen. Dazu gehören die Bewältigung der Folgen des Klimawandels, Strukturwandel in der Landwirtschaft, der Erhalt der Biodiversität und die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Remmel: „Wir wollen eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes mit starken grünen Regionen und einer Wirtschaftsstruktur, die zum Erhalt und zur Entwicklung lebenswerter ländlicher Räume beiträgt.“ Vor allem aber die sozialen und ökonomischen Aspekte einer immer älter werdenden Gesellschaft stellen die Dörfer in NRW vor große Probleme. Nach der Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe und dem damit verbundenen Verlust von Arbeitsplätzen und immer mehr leerstehenden Gebäuden, trifft es zunehmend Einrichtungen der sozialen und ökonomischen Infrastruktur: Kindergärten, Schulen, der Einzelhandel und andere wichtige Elemente eines lebendigen und aktiven Gemeinwesens ziehen sich aus der Fläche zurück.

Um all diese Herausforderungen bewältigen zu können, sei es zwingend erforderlich mehr Mittel für den Strukturwandel im ländlichen Raum und eine umweltgerechte und klimaschonende Land- und Forstwirtschaft zur Verfügung zu stellen, so der Minister weiter: „Das Konzept für die nationale Umsetzung’ von Bundesministerin Aigner wird den Ansprüchen an die Bedürfnisse für die Entwicklung der ländlichen Räume in Nordrhein-Westfalen nicht gerecht. Eine Umschichtung von der ersten (Direktzahlungen) in die zweite Säule (Förderung ländlicher Raum) wird demnach nicht in Betracht gezogen. Die Umwelt- und Lebensqualität in unseren Dörfern zu verbessern, auf dem Land Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern erhält immer mehr Bedeutung. Das können wir aber nur schaffen, wenn genügend Mittel zum Erhalt der örtlichen Infrastruktur, für regionale Projekte und bürgerliches Engagement zur Verfügung stehen“, erklärte Remmel.

Sommertour 2013

„Land.Leben.NRW“ ist der Titel der diesjährigen Sommertour des NRW-Umweltministeriums. Bis Anfang September werden Minister Johannes Remmel und der Parlamentarische Staatssekretär Horst Becker rund 15 innovative Projekte und Unternehmen in ganz NRW besuchen, die die Zukunft des ländlichen Raumes mit innovativen Ideen gestalten. Den Auftakt machte die diesjährige Sommertour am 11. Mai in Jülich-Barmen mit dem Thema „Nahversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen im ländlichen Raum“.

Ländlicher Raum in Nordrhein-Westfalen

Die ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens erstrecken sich über zwei Drittel der Landesfläche. Sie sind für ein Industrieland wie Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung als Wohn- und Wirtschaftsraum für rund sechs Millionen Menschen. Zudem sind sie wichtig als stadtnaher Freizeit- und Erholungsraum. Gleichzeitig befinden sich auf dem Land einzigartige Räume für den Natur- und Landschaftsschutz, die einen bedeutsamen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Zudem stellen die ländlichen Regionen einen wertvollen Produktionsstandort für die Land- und Forstwirtschaft dar, der die Grundvoraussetzung für die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel und nachwachsender Rohstoffe ist, aber auch viele weltweit agierende Unternehmen aus dem Maschinenbau haben ihren Sitz in kleinen Gemeinden auf dem Lande. Nicht zuletzt bieten diese Regionen ein reichhaltiges kulturelles Leben und hohen sozialen Zusammenhalt.

Die Land- und Ernährungswirtschaft in NRW liefert etwa ein Fünftel des deutschen Gesamtumsatzes an Lebensmitteln und bildet eine tragende Säule der ländlichen Regionen in unserem Land.

Nach Bayern und Niedersachsen nimmt Nordrhein-Westfalen als Agrarstandort in Deutschland den dritten Platz ein. Über 35.000 landwirtschaftliche Betriebe und rund 4.700 Gartenbaubetriebe bilden zusammen mit der Ernährungswirtschaft einen starken Verbund, der rund 400.000 Arbeitsplätze bietet. In keinem Bundesland ist die Ernährungswirtschaft so stark vertreten wie in Nordrhein-Westfalen.

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