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Remmel: „Effizienz und Einsparung sind die schlafenden Riesen der Energiewende“

17. Station der Tour „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ – Umweltminister Remmel besucht MALZERS Backstube in Gelsenkirchen. Unternehmen deckt rund 75 Prozent seines Strombedarfs klimafreundlich.

Energieeffizienz und Energieeinsparung sind neben den erneuerbaren Energien die tragenden Säulen der erfolgreichen Energiewende. Rund 30 Prozent des Energieverbrauchs können in Betrieben und Privathaushalten im Strom- und Wärmebereich eingespart werden, ohne den gesamtgesellschaftlichen Lebensstandard zu gefährden.

Umweltminister Johannes Remmel besuchte mit einer Delegation der EnergieAgentur.NRW auf der 17. Station seiner Initiative "ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ MALZERS Backstube in Gelsenkirchen, die rund 75 Prozent ihres Strombedarfs durch ein mit Gas befeuertes Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie eine Photovoltaik-Anlage deckt. Die Handwerks-Bäckerei mit ihren 145 Filialen und 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, agiert durch die doppelte Nutzung von Energie in Sachen Klimaschutz vorbildlich.

„Im Bäckereihandwerk steckt nicht nur ein großer Energie- und Ressourcenverbrauch, sondern vor allem ein riesiges Potenzial zur Einsparung in diesen Bereichen. Jede gesparte Kilowattstunde Strom unterstützt das Gelingen der Energiewende und schont gleichzeitig den Geldbeutel der Bäckereibetriebe. Allein 47 Prozent des Energieverbrauchs entfallen im Schnitt auf den Backofen. Mit moderner Technologie und der Nutzung Erneuerbarer Energien, wie es hier bei MALZERS geschehen ist, lässt sich der Energieverbrauch effizienter gestalten“, sagte der Minister.

Das Unternehmen in Gelsenkirchen deckt drei Viertel des Strombedarfs durch ein BHKW sowie eine 7.000 qm große Photovoltaik-Anlage mit 1.340 Modulen. Der Primärenergieverbrauch sank um 58 Prozent. Seit 1979 setzt der Betrieb auf verantwortungsbewusstes Wachstum, 2013 wurde für über zwei Millionen Euro angebaut und ein BHKW errichtet. Das Energie-Konzept umfasst das BHKW, Wärmetauscher zu Dampf- und Heißwassererzeugung sowie eine Absorptionskälteanlage zur Kälteerzeugung für das Kühlhaus. Das BHKW hat eine thermische Leistung von 870 Kilowatt (kW) und eine elektrische Leistung von 880 kW. Die Abwärme wird für Dampf, Heizung, Warmwasser und Kälteerzeugung genutzt. Damit erreicht diese Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage über 80 Prozent Wirkungsgrad.

Der CO2-Ausstoß wurde um rund 24 Prozent reduziert, das entspricht rund 2.000 Tonnen pro Jahr. „Ich freue mich, wenn Unternehmen wie MALZERS mit gutem Beispiel voran gehen und die Energiewende aus unternehmerischer Verantwortung heraus umsetzen“, so Minister Remmel.

Bäckereien verbrauchen im Schnitt 3,41 Kilowattstunden Energie pro verarbeitetem Kilogramm Mehl. „Bei Nutzung veralteter Anlagen kann der Verbrauch aber auch schnell auf das Doppelte ansteigen“, rechnete Dipl.-Ing. Gerd Marx von der EnergieAgentur.NRW vor. Bei den Backöfen ließe sich mittel- bis langfristig durch die Installation einer Wärmerückgewinnung aus den Schwaden und Abgasen, eine Herdtürendämmung oder die Nachrüstung von Abgasklappen Abhilfe schaffen, so Marx: „Kurzfristig und ohne großen Aufwand reduziert bereits die Optimierung der Backflächenauslastung oder der Beschwadung die Energieeffizienz. Mit verringerter Ofenauslastung steigt der Energieverbrauch stark an. Bei halber Ofenbelegung ergibt sich ein Mehrverbrauch von fast 20 Prozent und von rund 50 Prozent, wenn der Ofen nur zu einem Viertel ausgelastet ist.“

„Als Unternehmer sind wir nicht ausschließlich der Zukunft der Firma verpflichtet, wir haben vor allem eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, der Gesellschaft und schließlich auch der Umwelt. Die Entscheidung für den Bau des BHKW fiel uns recht leicht. Durch die doppelte Energienutzung leisten wir einen Teil zum Umweltschutz im Ruhrgebiet und sind in Kombination mit der Photovoltaikanlage in der Lage, einen Großteil der benötigten Energie selber zu produzieren.“ erklärte Hans-Joachim Scherpel, Inhaber von MALZERS Backstube. Nach dem Motto: „Aus dem Ruhrgebiet – für das Ruhrgebiet“ achte man – ob bei weiteren Filialneueröffnungen in der Region oder Kapazitätserweiterung der Produktion – bei der Vergabe von Aufträgen darauf, dass ausschließlich Firmen aus der Region berücksichtigt werden. „Damit unterstützen wir die regionale Wirtschaft und vermeiden unnötigen Transportverkehr.“

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski lobte das Engagement des Unternehmens: Die Bäckerei zeige in hervorragender Weise, dass sich ökologische Aktivitäten auch ökonomisch gut darstellen lassen, sich sehr gut ergänzen und somit auch Vorbild für andere Unternehmen sein können. „Denn wir bauen auch auf das Engagement der gesamten Bevölkerung, um die uns selbst gesetzten Ziele im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes für Gelsenkirchen zu erreichen“, so der Oberbürgermeister.

Gelsenkirchen ist die 17. Station der Zukunftsenergientour von Minister Remmel. Im Rahmen seiner Initiative „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ besucht der Minister innerhalb der laufenden Legislaturperiode 60 ausgewählte Orte, an denen Zukunftsenergien erfolgreich eingesetzt oder erprobt werden.

Zum Auftakt der ZukunftsEnergien-Tour besuchte Minister Remmel Anfang Juli 2012 die Energie-Vorzeige-Gemeinde Anröchte im Kreis Soest.