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Folgen des Klimawandels in NRW

Starkregenereignis in Köln. Foto: Pixabay

Der Klimawandel verändert die Welt, in der wir leben. Die vielfältigen Auswirkungen betreffen Natur, Gesellschaft, Wirtschaft und unseren Alltag. Diese Auswirkungen werden als Klima(wandel)folgen oder Klimawirkungen bezeichnet. Die Folgen sind im Einzelnen abhängig von den ökonomischen, infrastrukturellen und naturräumlichen Rahmenbedingungen.


Klimafolgen - und Anpassungsmonitoring NRW

Zur Entwicklung von adäquaten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ist es wichtig, die Folgen des Klimawandels zu kennen und zu verstehen. Im Auftrag des NRW-Umweltministeriums hat das Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) daher ein Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring für Nordrhein-Westfalen (KFAM NRW) erarbeitet mit dem Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels auf Natur, Umwelt und Gesellschaft in NRW frühzeitig erkennen und den Fortschritt von Anpassungsprozessen verfolgen zu können. Auf der Grundlage des seit 2011 bestehenden Klimafolgenmonitoring NRW und angelehnt an bestehende Monitoringsysteme in Deutschland sowie international wurde ein möglichst aussagekräftiges und handhabbares KFAM-Indikatorenset von 79 Indikatoren entwickelt.

Die KFAM-Indikatoren repräsentieren den derzeitigen Stand der messbaren Auswirkungen des Klimawandels und der Reaktionen darauf in den verschiedenen Handlungsfeldern in NRW. Die Indikatoren zeigen allerdings nur die aufgrund der Datenverfügbarkeit zu messenden Auswirkungen und Aktivitäten auf und decken damit nicht alle relevanten Prozesse, Handlungsansätze und Auswirkungen in den Handlungsfeldern ab, die dem anthropogen verursachten Klimawandel zugeschrieben werden. Trotz des eingeschränkten Aussagespektrums vermittelt das KFAM NRW einen breiten Einblick in aktuell messbare Folgen des Klimawandels für NRW. Für die Durchführung des KFAM und die Pflege seiner Indikatoren werden regelmäßig wissenschaftliche Daten ermittelt, sodass klimawandelbedingte Entwicklungen langfristig seriös beobachtet und dargestellt werden.
Das KFAM NRW wird ausführlich im 3. Klimabericht des LANUV sowie auf der Webseite des LANUV beschrieben und dargestellt.

Weitere Informationen:

Die Handlungsfelder im Überblick.

Die Handlungsfelder im Überblick.

Folgen des Klimawandels in verschiedenen Handlungsfeldern

Europäische Industriemetropole, drittgrößtes deutsches Agrarland, touristisches Reiseziel - kaum ein Bundesland vereint so viele unterschiedliche Wirtschaftsbereiche wie Nordrhein-Westfalen. Entsprechend vielfältig sind die Folgen des Klimawandels im Land. Im Klimaschutzplan NRW sind 16 Handlungsfelder definiert, in welchen sich die Auswirkungen des Klimawandels zeigen bzw. welche entscheidende "Stellschrauben" für die Anpassung an den Klimawandel bieten. Einige dieser Handlungsfelder und die klimatischen Auswirkungen auf diese werden im Folgenden vorgestellt. Ausführlichere Darstellungen sind in den jeweiligen Kapiteln des Klimaschutzplans bzw. des aktuellen Klimaberichts des LANUV enthalten.


Landwirtschaft und Fischerei

Landwirtschaft und Fischerei

Landwirtschaft und Fischerei

Die Landwirtschaft mit ihren direkten Abhängigkeiten von Witterungsverläufen ist besonders vom Klimawandel beeinflusst. Änderungen von Temperatur, Niederschlag oder CO2-Konzentration in der Atmosphäre haben einen direkten Einfluss auf Pflanzenwachstum und landwirtschaftlichen Ertrag. Zunehmende Extremwetterereignisse wie Hagel, Sturm, Hitze, Dürre oder Starkregen können Ackerkulturen zerstören und zu Ernteeinbußen führen, sowie die Bodenerosion verstärken. Auch indirekt beeinflusst der Klimawandel die landwirtschaftliche Produktion, da sich bei voraussichtlich steigenden Temperaturen und einer höheren Luftfeuchtigkeit der Befall durch Schaderreger ändern kann.

Für die Fluss- und Seenfischerei besteht ein erhöhtes Risiko von Fischsterben durch höhere Wassertemperaturen und daraus resultierendem Sauerstoffmangel. In den Seen und Auengewässern kann es außerdem während der Niedrigwasserphasen im Hochsommer infolge erhöhter Verdunstung zu weiteren Einschränkungen der Befischbarkeit in Randbereichen und einer beschleunigten Verlandung von Uferbereichen kommen, die als Aufwuchsgebiete für Jungfische intakt bleiben müssen. In der Aquakultur ist bei höheren Wassertemperaturen oder bei verringertem Wasserzufluss vor allem die auf Kaltwasser angewiesene Forellenproduktion beeinträchtigt.


Wald- und Forstwirtschaft

Wald- und Forstwirtschaft

Wald- und Forstwirtschaft

Mit rund 27 Prozent der Landesfläche verfügt NRW über große Waldflächen und Holzressourcen. Wegen der langen Entwicklungszeiträume der Wälder wirken die Folgen des Klimawandels im Wald über viele Jahrzehnte nach.  Flora und Fauna im Wald reagieren empfindlich auf die Temperatur- und Niederschlagsveränderungen, gleichzeitig verändern sich durch die Zunahme gewaltiger Schadensereignisse wie Orkane oder Schädlingsbefall die Rahmenbedingungen der Forstwirtschaft. Das betrifft sowohl die Entwicklung der verschiedenen Baumarten als auch das Waldmanagement. Durch die besonders langfristige Betroffenheit und die damit erforderliche frühe Anpassung an die sich verändernden Bedingungen setzt sich die Forstwirtschaft bereits seit vielen Jahren mit dem Thema Klimawandel auseinander.

Das Land hat im Jahr 2015 eine Klimaanpassungsstrategie für den Wald in NRW erstellt. Diese klärt über die Folgen des Klimawandels für Wald und Forstwirtschaft in NRW auf und soll mit ihren Maßnahmen einen Beitrag zur Erhaltung der Stabilität und Anpassungsfähigkeit der heimischen Wälder leisten sowie die Forstwirtschaft bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen.


Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz

Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz

Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz

Rund 50.000 Kilometer Fließgewässer, 2.000 stehende Gewässer und große Niederschlagsmengen machen Nordrhein-Westfalen zu einem wasserreichen Bundesland. Das wird der Klimawandel auch in Zukunft nicht ändern. Fragen stellen sich trotzdem, denen das Umweltministerium NRW aufmerksam nachgeht: Ist in Zukunft häufiger mit Hochwasser und Trockenperioden zu rechnen? Werden die Grundwasserstände eher steigen oder sinken? Werden Wasserqualität und Wasserversorgung durch klimatische Änderungen beeinträchtigt oder besteht in heißen Sommern die Gefahr, dass Trinkwasserspeicher austrocknen? Kommt es zu lokalen Fischsterben und zu Problemen mit Kühlwässern?

Gerade für den Hochwasserschutz ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Naturgefahren keine Neuigkeit, so dass man bei der Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels auf langjährige Erfahrungen aufbauen kann. Gleichzeitig sind zum Beispiel die Trinkwasserversorgung sowie die Wasserversorgung für die Landwirtschaft, aber auch für andere Wirtschaftszweige und Lebensbereiche von existenzieller Relevanz, so dass die Wasserwirtschaft ein Handlungsfeld ist, das sich bereits früh mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigt hat.


Boden

Boden

Boden

Gesunde Böden sind eine wichtige Grundlage für eine gesunde Flora und Fauna sowie für eine ertragreiche Landwirtschaft – und damit die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln. Dazu dienen die Böden als wichtiger Kohlenstoffspeicher und sorgen für den Ab- und Umbau organischer Substanzen, die Umwandlung von Stoffen, die Mobilisierung von Nährstoffen sowie die Regulierung des Wasser- und Lufthaushaltes. Diese Funktionen können durch den Klimawandel stark beeinträchtigt werden. Mögliche Folgen sind unter anderem die Veränderung der Gehalte und Vorräte an organischer Bodensubstanz durch den Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Auch Änderungen im Bodenwasserhaushalt durch Trockenperioden oder Bodenerosionen durch Starkregenereignisse spielen eine Rolle. Ebenso wie Auswirkungen auf die Biodiversität im Boden aufgrund des Wandels der Struktur, sowie des Stoff- und Wasserhaushalts.


Biologische Vielfalt und Naturschutz

Ein großer Teil der Tiere und Pflanzen in Nordrhein-Westfalen leidet unter den Folgen des Klimawandels. Eine Studie des NRW-Umweltministeriums zeigt: Mehr als ein Viertel der untersuchten rund 1.200 Tierarten, jede Achte der rund 1.900 betrachteten Pflanzenarten und 18 der 48 untersuchten Lebensräume (38%) haben bereits negativ auf die Klimaerwärmung reagiert - oder werden voraussichtlich in Zukunft darunter leiden.

Menschliche Gesundheit

Menschliche Gesundheit

Menschliche Gesundheit

Die zu erwartenden höheren Temperaturen werden direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben – etwa bei den häufiger auftretenden Hitzewellen. Die Symptome reichen dann von der harmlosen Schlappheit bis zu ernstzunehmenden Hitzeschlägen. Durch Hitzeperioden ist insbesondere das Herz-Kreislauf-System belastet. Erste Studien belegen vermehrte Herzinfarkte/Schlaganfälle im Zusammenhang mit Hitzeperioden. Besonders gefährdet sind kreislaufsensible Personengruppen, ältere und kranke Menschen mit relativ geringer Hitzetoleranz. In ländlichen Regionen werden die Zeckenpopulationen und damit die von ihnen übertragenen Krankheiten zunehmen. Die verstärkte Verbreitung von Organismen, die starke allergische Reaktionen auslösen können, wie etwa die Ambrosiapflanze oder der Eichenprozessionsspinner, ist ebenfalls bereits zu beobachten.

In den Verdichtungsräumen Nordrhein-Westfalens muss künftig nicht nur für ausreichende Kühlung in und außerhalb der Gebäude gesorgt werden, auch die Sensibilisierung des medizinischen Personals für Symptome bei Hitzestress und Dehydrierung sowie die Entwicklung von Versorgungsplänen ist vonnöten. Grüne Infrastruktur beispielsweise hat positive Wirkung auf die menschliche Gesundheit, da sie Schatten spendet und für Verdunstungskühle sorgt. Gegen Zeckenbisse hilft individuelle Vorsorge. Wer größere Ambrosia-Bestände entdeckt, ist aufgefordert, sie bei der kommunalen Verwaltung zu melden.


Verkehrsinfrastruktur

Verkehrsinfrastruktur

Verkehrsinfrastruktur

Auch der Verkehrssektor in Nordrhein-Westfalen ist einer Vielzahl von neuen Herausforderungen durch den Klimawandel ausgesetzt. Häufiger auftretende und stärkere Stürme können zum Beispiel direkt oder durch umgeworfene Bäume Straßen, Gleise und Stromleitungen schädigen. Vermehrte Niederschläge verringern die Sicherheit im Verkehr durch schlechte Sichtverhältnisse, nasse Fahrbahnen und vollgelaufene Unterführungen. Hangrutschungen und Unterspülungen können zu Beschädigungen von Straßen- und Bahntrassenabschnitten führen. Auch durch Hitzewellen in den Sommermonaten können Schäden an Straßen und Infrastruktureinrichtungen entstehen. Auf Trockenperioden folgen oft Niedrigwasserstände. Tiefgang und Ladefähigkeit der Schiffe sind dann begrenzt. Bei milderen Wintern werden hingegen möglicherweise Unfallgefahren aufgrund von Schnee- und Eisglätte abnehmen.

Generell führen die Klimaveränderungen zu einer tendenziell stärkeren Abnutzung und Beschädigungen von Fahrzeugen und Verkehrseinrichtungen. Dies hat verkürzte Lebensdauern, erhöhte Instandhaltungskosten und Ersatzinvestitionen zur Folge. Gleichzeitig verbinden sich hiermit neue technologische Herausforderungen wie hitzebeständige Straßenbeläge und die energieeffiziente Klimatisierung der Fahrzeuge. Infrastrukturschäden und zusätzliche Belastungen wirken sich auch auf die Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und den Komfort im Betrieb sowie auf die Logistik bei Lieferketten aus.


Energiewirtschaft

Energiewirtschaft

Energiewirtschaft

Der Energiesektor ist hoch sensibel für die Folgen des Klimawandels. Insbesondere Hochspannungsnetze sind anfällig gegenüber Extremwetterereignissen, Stürmen und Schneelasten, was die Versorgungssicherheit in größeren Gebieten beeinträchtigen kann. Außerdem ist eine verminderte Leistungsfähigkeit in längeren Trockenperioden bei solchen konventionellen Kraftwerken zu erwarten, die auf die Verfügbarkeit von Kühlwasser angewiesen sind.

Durch die Dezentralisierung des Versorgungssystems und eine stärkere Bedeutung regenerativer Energiequellen verändert sich auch die Anfälligkeit des Gesamtsystems gegenüber Klimaänderungen. So sind regenerative Energiequellen anders abhängig vom Wettergeschehen als konventionelle Energieträger. Sonnenscheindauer, Windstärken, Wolkenbildung, Wasserdargebot oder Extremwetter können die Leistungsfähigkeit dieser Energieformen beeinflussen.


Industrie und Gewerbe

Industrie und Gewerbe

Industrie und Gewerbe

Nordrhein-Westfalen ist mit seinen riesigen Industrieanlagen an Rhein und Ruhr ein zentraler Industrie-Standort in Europa und zugleich das Zentrum der deutschen Chemieproduktion. Ob Leverkusen oder Duisburg: Meist sind die Orte mit der größten Industrie auch die Städte mit hoher Bevölkerungsdichte. So ist der sichere Betrieb der Anlagen besonders wichtig – und mit dem Klimawandel sind neue Herausforderungen verbunden, die sehr ernst genommen werden müssen. Sturm, Starkregen und Hochwasser sind potentielle Gefahren für die Industrieanlagen, die mehr Aufmerksamkeit als bisher erfordern. Die Fokussierung auf standortbezogene Risiken wird jedoch der Komplexität einer hochgradig vernetzten und exportorientierten Wirtschaft nicht gerecht. Betrachtet werden müssen vielmehr auch die indirekten Wirkungen des Klimawandels auf Beschaffungswege und Transportketten, auf Absatzrisiken in globalen Wertschöpfungsketten sowie die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, Rohstoffen und Energie.


Tourismus

Tourismus

Tourismus

Mit über 40 Millionen Übernachtungen pro Jahr, rund 500.000 direkt oder indirekt Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von über 22 Milliarden Euro ist die Tourismus-Branche eine tragende Säule der nordrhein-westfälischen Wirtschaft. Die Folgen des Klimawandels für die bergigen Regionen sind im Winter bereits massiv: Der große Rückgang der Schneefälle hat den Skitourismus längst hart getroffen. Dagegen ist allerdings im Sommer und Herbst durch die Zunahme der warmen Tage mit besseren Umständen für Wanderer und Mountainbiker zu rechnen.

Schon heute verfügt allein das Sauerland über zahlreiche Beschneiungsmaschinen, die allerdings den Rückgang der Schneemenge nur vorübergehend werden kompensieren können. Für die Zukunft sollten die Mittelgebirgsregionen daher neue touristische Ganzjahresangebote entwickeln, um die Klimaabhängigkeit zu verringern. Vor allem Gesundheits-, Event- und Erlebnisangebote haben großes Potenzial.


Bauen und Wohnen

Bauen und Wohnen

Bauen und Wohnen

Über acht Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen leben in Städten mit über 100.000 Einwohnern. Dort werden die infolge des Klimawandels häufiger und länger auftretenden Hitzeperioden dazu führen, dass sich sogenannte Hitzeinseln bilden. Die zunehmenden Starkregen treffen in der Stadt auf viele versiegelte Flächen, so dass Überschwemmungen zunehmen werden.

Auf die prognostizierten Folgen des Klimawandels müssen Stadtplanung und Politik schnell reagieren, da städtische Umgestaltungen viel Zeit benötigen.  Zu den empfohlenen Maßnahmen, um das Stadtklima abzukühlen, gehören die Begrünung von Dächern, Straßenzügen und Fassaden sowie das Anlegen von Parks und Natur- und Wasserflächen. Um die wachsenden Niederschlagsmengen zu bewältigen und Hochwasser zu vermeiden, muss ein eigenes Risikomanagement entwickelt werden.

Mit der Verdunstung von Wasser durch die Pflanze und von der Bodenoberfläche ist eine fühlbare Abkühlung der umgebenden Luft verbunden. Daher haben die Eigenschaften der Böden als Wasserspeicher und Wasserlieferant für die Pflanze einen bedeutsamen Einfluss auf das Stadtklima. Insbesondere im urbanen Raum besteht ein oftmals ungenutztes Potenzial zur Nutzung und Optimierung der Bodenkühlleistung.



Wald und Klima

Wälder entwickeln sich sehr lange und sind daher besonders vom Klimawandel betroffen. Sommerliche Trockenphasen, häufigere Sturmereignisse und ein erhöhtes Risiko für Schädigungen setzen ihnen zu. Die Wälder müssen vorbereitet werden, um sie im Klimawandel stabiler und anpassungsfähiger zu machen. Durch eine naturnahe Bewirtschaftung und die Produktion von Holz leisten Wälder auch einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz.

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