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Beirat Klimaanpassung legt Landesregierung Empfehlungen für Nordrhein-Westfalen vor

Beirat Klimaanpassung legt Landesregierung Empfehlungen für Nordrhein-Westfalen vor

Die Folgen der globalen Klimakrise werden auch in Nordrhein-Westfalen immer sichtbarer. Die Landesregierung nimmt ihre Verantwortung ernst und erarbeitet deshalb eine Klimaanpassungsstrategie. 2021 wurde ein interdisziplinärer Beirat aus 22 Expertinnen und Experten gegründet, der nun seine Empfehlungen an Umweltminister Oliver Krischer übergeben hat.

16.11.2023

Umweltminister Oliver Krischer: "Klimakrise erfordert vorsorgende Klimaanpassung in allen Lebensbereichen"

Die Folgen der globalen Klimakrise werden auch in Nordrhein-Westfalen immer sichtbarer. Die Landesregierung nimmt ihre Verantwortung ernst und erarbeitet deshalb eine Klimaanpassungsstrategie. 2021 wurde ein interdisziplinärer Beirat aus 22 Expertinnen und Experten gegründet, der nun seine Empfehlungen an Umweltminister Oliver Krischer übergeben hat. "Die Anregungen des Beirats sind ein zentrales Element für die Erstellung unserer Klimaanpassungsstrategie. Nur gesamtgesellschaftlich können wir uns dieser Jahrhundertaufgabe stellen", erklärte der Minister.

Der Beirat hat die vier Schwerpunktthemen Wasser, Flächen und Boden, Klimaresilienz und Infrastruktur sowie Struktur und Instrumentarien identifiziert. Im Fokus der Empfehlungen stehen unter anderem die Wasserverfügbarkeit und Wasserspeicherung, die Flächensparsamkeit sowie der Schutz und die Anpassung unserer Infrastruktur. Die Empfehlungen werden nun innerhalb der gesamten Landesregierung diskutiert und weiterentwickelt.

Hitzewellen und Dürreperioden haben in den letzten Jahren ebenso wie Starkregenereignisse zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastungen geführt und werden in Zukunft noch weiter zunehmen. "Wir haben es nach dem Sommer 2022 auch in diesem Jahr wieder erlebt: Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht. Die Tage mit Temperaturen von mehr als 30, manchmal sogar 40 Grad Celsius werden in Zukunft noch mehr zunehmen - dazu lange Dürreperioden. Die Klimakrise wird gravierende Folgen für Mensch, Umwelt und Infrastruktur haben", sagte Oliver Krischer.

Auch in Nordrhein-Westfalen sind bereits anhand meteorologischer Daten sowie Beobachtungen in Natur und Umwelt Veränderungen des Klimas und die daraus resultierenden Folgen zu erkennen. Neben den seit Aufzeichnungsbeginn gestiegenen Lufttemperaturen und den Änderungen der Niederschlagsmuster haben die heißen und trockenen Sommer 2018, 2019 und 2022, die Starkregenereignisse in den Jahren 2014, 2016, 2021 und im Sommer 2023 sowie die 2019 in Nordrhein-Westfalen gemessenen Hitzerekorde den Klimawandel stärker ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Bereits heute sind in den dicht besiedelten Gebieten Nordrhein-Westfalens 6,9 Millionen Menschen von Hitzebelastung betroffen, in Zukunft (2050) dürften es laut den Prognosen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bis zu elf Millionen Menschen werden. "Die Folgen der Klimakrise sind in Nordrhein-Westfalen längst für Jeden und Jede sichtbar", sagte Minister Krischer.

Auch für die Straßen- und Brückeninfrastruktur zeigen sich immer mehr die Folgen der Wetterextreme. So wurden etwa durch die Unwetterkatastrophe im Juli 2021 im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) rund 116 Bauwerke - also beispielsweise Brücken, Lärmschutzwände oder Stützwände - und zwei Tunnel erheblich beschädigt. 15 der Brücken mussten komplett ersetzt werden. Insgesamt mussten unmittelbar nach den Starkregenereignissen 220 Sperrungen auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in der Zuständigkeit von Straßen.NRW eingerichtet werden. Zahlreiche Schienenstrecken wurden unterspült.

Neben Extremwetterereignissen, die mit regelmäßigen Gefährdungen oder Schäden an Hängen entlang von Bundes- und Landesstraßen einhergehen, gibt es weitere Gründe für Hangrutschungen und Steinschläge, die das Ergebnis sich gegenseitig verstärkender Auswirkungen des Klimawandels sind: Die zunehmende Trockenheit aufgrund von Dürreperioden schwächt Bäume, die mit ihren Wurzeln eigentlich eine natürliche und beständige Hangsicherung entlang der Straßen darstellen.

Trockene Bäume sind wiederum anfälliger für Krankheiten, Pilze und Schädlinge wie beispielsweise Borkenkäfer. Starkregenereignisse beschleunigen die Erosion, da Wind und Starkregen direkt auf die freigelegten Flächen einwirken und große Schäden anrichten können. Insbesondere in Verbindung mit Frost/Tau-Wechseln und dem vereinfachten Wasserzutritt in offengelegte Klüfte kommt es so vermehrt auch zu Steinschlägen. 

Mit den Förderprogrammen "Klimaresilienz in Kommunen" und "Klimaresilienz auf kommunaler und regionaler Ebene" des Umweltministeriums wurden seit 2020 rund 32,5 Millionen Euro in Maßnahmen zur Hitze- und Starkregenvorsorge von Kommunen geleitet. Mitte 2022 wurde zusätzlich das Förderprogramm "Klimawandelvorsorge in Kommunen" mit einem Fördervolumen von 15,2 Millionen Euro geschaffen, mit dem Kommunen neben Dach- und Fassadenbegrünungen sowie einer klimaresilienten Umgestaltung der Außenanlagen von Schulen und Kindertagesstätten auch die Erarbeitung kommunaler Hitzeaktionspläne realisieren können.

Um die Kommunen in ihrer eigenen Verantwortung wirkungsvoll zu unterstützen, leistet die "Kommunalberatung Klimafolgenanpassung NRW" seit 2019 im Auftrag des Umweltministeriums konkrete Hilfestellung durch (Förder-)Beratung und Information. Ab Januar 2024 wird die Kommunalberatung beim LANUV angesiedelt sein und damit eng mit dem dort bereits bestehenden Datenangebot zu Klimaveränderungen, Klimafolgen und weiteren Fachinformationen rund um das Thema Klimaanpassung verzahnt.