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Mehr Wildnis im Wald: Landesregierung weist neue Flächen im Siebengebirge aus

Mehr Wildnis im Wald: Landesregierung weist neue Flächen im Siebengebirge aus

08.07.2025

Um den Schutz der biologischen Vielfalt zu stärken, weist die Landesregierung weitere staatliche Waldflächen als Wildnisentwicklungsgebiete aus. In diesen Gebieten wird die Natur sich selbst überlassen – ohne forstwirtschaftliche Nutzung oder menschliche Eingriffe. Zusammen mit den bestehenden Schutzgebieten sollen damit künftig gut 15 Prozent des Landeswaldes und zwei Prozent der Gesamtwaldfläche von Nordrhein-Westfalen der natürlichen Waldentwicklung überlassen werden. Um über geeignete Flächen im Siebengebirge zu informieren, trafen sich Umweltminister Oliver Krischer und Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen am Dienstag, 8. Juli 2025, im Staatswald in Königswinter mit Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, und Hans Peter Lindlar, Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge.

„Wildniswälder sind unverzichtbare Rückzugsräume für bedrohte Arten und eröffnen den Menschen beeindruckende Naturerlebnisse. Mit dieser Entscheidung übernehmen wir Verantwortung für den Schutz unseres natürlichen Erbes und für die kommenden Generationen“, erklärte Krischer. Im Siebengebirge sind rund 200 Hektar landeseigener Wald ausgewählt worden, um die bestehenden Wildnisentwicklungsgebiete des Landes und des Verschönerungsvereins zu ergänzen. Ermöglicht werden soll im Rhein-Sieg-Kreis auch eine Fläche von rund 100 Hektar auf dem Höhenzug Leuscheid. Über die Eignung entscheiden das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima und der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen, deren Fachleute nun tätig werden.

„Die Landesregierung unterstützt die Ziele der Wildnisentwicklung. Deshalb stärken wir das bestehende Netz der Wildniswälder und stellen sukzessive weitere Flächen des landeseigenen Waldes für eine natürliche Entwicklung zur Verfügung. Hier können die Bürgerinnen und Bürger Wildnisentwicklung erleben und gleichzeitig fördern wir die Biodiversität“, unterstrich Ministerin Silke Gorißen.

Bei den neuen Wildnisentwicklungsgebieten wird es sich ausschließlich um hierfür entsprechend geeignete Flächen im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen handeln. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen wird sich um die Flächen der neuen Wildnisentwicklungsgebiete kümmern, deren Betreuung und Entwicklungsmaßnahmen übernehmen. Dazu zählen auch Angebote der Umweltbildung, um die Gebiete für Besucherinnen und Besucher erlebbar zu machen. Grundsätzlich bleibt auch in Zukunft die Versorgung mit Rohholz aus dem Staatswald langfristig gesichert.

Auch Flächen in den Kreisen Coesfeld und Unna werden derzeit geprüft – dabei geht es vor allem um Flächen, die das Land mit Kofinanzierung durch die Europäische Union für Naturschutzzwecke erworben hat. Auch eine Fläche nördlich des Nationalparks Eifel kommt in Betracht. Sukzessive sollen innerhalb eines Jahres alle weiteren Flächen ausgewiesen werden.

Wertvolle Lebensräume – spannende Naturerlebnisse

In Nordrhein-Westfalen gibt es zurzeit rund 100 Wildnisentwicklungsgebiete auf einer Fläche von rund 8.000 Hektar. Diese Gebiete verteilen sich über das ganze Land. Viele Tierarten sind auf solche Wälder und vielfältige Strukturen und unterschiedliche Altersphasen angewiesen. Schwarzspechte bauen in alten Buchen ihre Höhlen, die später auch von Hohltauben, Fledermäusen und Käuzen genutzt werden. Wildkatzen ziehen sich in die Wälder zurück und ziehen dort ihre Jungen groß, und auch der seltene Hirschkäfer, der Urwaldrelikt-Käfer Eremit und Bockkäfer leben in alten Bäumen. Neben der großen Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt unterstützen Wälder mit natürlicher Entwicklung den Klimaschutz, dienen der Forschung, fungieren als wichtige Referenzfläche in Zeiten des Klimawandels und ermöglichen spannende Naturerfahrungen.

Fragen & Antworten Drei Fragen zu Wildnisgebieten

Wildniswälder sind Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten, die auf alte und strukturreiche Wälder angewiesen sind. In Ihnen können natürliche Prozesse ungestört ablaufen. Wälder mit natürlicher Entwicklung sind zudem wichtige Kohlenstoffspeicher und unterstützen die Klimaanpassung. 

Man darf in einem Wildnisentwicklungsgebiet alles, was man in „normalen“ Wäldern auch darf, also zum Beispiel die Wälder betreten, wenn es nicht anderweitig verboten ist. Lediglich das Holz darf nicht mehr entnommen werden.

Der Unterschied zum Nationalpark liegt vor allem in der Größe und Zielsetzung: Nationalparke sind meist deutlich großflächiger, unterliegen einem strengen Schutz und werden durch eine eigene Nationalparkverwaltung betreut. Sie dienen auch der Erholung und Bildung der Besucherinnen und Besucher. Wildnisentwicklungsgebiete sind in der Regel kleiner und nur Holz darf nicht entnommen werden. Eine eigene Verwaltung oder ein gesondertes Bildungsprogramm gibt es nicht. 

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