Bodenschutz
Ziele des Bodenschutzes sind die Vorsorge gegen nachteilige Einwirkungen auf den Boden und die nachhaltige Sicherung oder Wiederherstellung der natürlichen Funktionen des Bodens. Daher sollte so wenig Fläche wie möglich für Siedlung und Verkehr in Anspruch genommen werden. Planungsvorhaben müssen auf besonders schutzwürdigen Böden so weit wie möglich vermieden oder flächensparend umgesetzt werden. Bei forstlicher oder landwirtschaftlicher Nutzung sowie bei Bauvorhaben sind bodenschonende Maßnahmen durchzuführen, um schadhafte Verdichtungen oder Bodenerosion zu vermeiden. Der vorsorgende Bodenschutz ist zudem bei relevanten Planungen, u.a. auch bei Maßnahmen für Klimaschutz und -anpassung, zu berücksichtigen.
Böden speichern Erd- und Kulturgeschichte
Die Böden in unseren Regionen sind das Ergebnis eines Jahrtausende langen Zusammenwirkens physikalischer, chemischer und biologischer Faktoren. Ausgangsgestein und Niederschläge, Klima und Witterung, pflanzliche, tierische und mikrobielle Lebewesen auf und im Boden bestimmen die Zusammensetzung und Entwicklung des Bodens. Die wichtigsten Funktionen des Bodens sind gemäß § 2 Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG):
- Lebensgrundlage und Lebensraum für Mensch, Flora und Fauna;
- Abbau und Umbau von Stoffen, einschließlich des Abbaus von Schadstoffen;
- Speicherung und Filterung von Wasser;
- Standort für die wirtschaftliche Nutzung, für Siedlung, Verkehr und Freizeit;
- Produktionsgrundlage für die Land- und Forstwirtschaft, für Gartenbau und Rohstoffgewinnung;
- Grundlage der menschlichen Kulturentwicklung, aus denen auch historische Vorgänge ablesbar sind.
Bodenfunktionen bewerten
Der Geologische Dienst NRW hat auf Grundlage der flächendeckenden, digital vorliegenden Bodenkarte von Nordrhein-Westfalen im Maßstab 1 : 50.000 die Karte der schutzwürdigen Böden erarbeitet. Darin werden Böden in drei Abstufungen als schutzwürdig ausgewiesen, die eine der folgenden bedeutsamen Boden(teil-)funktionen in besonderem Maß erfüllen:
- Archiv der Natur- und Kulturgeschichte,
- Biotopentwicklungspotenzial (Extremstandorte als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere) sowie
- natürliche Bodenfruchtbarkeit / Regelungs- und Pufferfunktion in Wasser- und Stoffhaushalt.
Diese dreistufige flächendeckende Auswertung kann durch großmaßstäbige Auswertungen auf lokaler Ebene stärker differenziert und anders gewichtet werden. Aus heutiger Sicht besteht zusätzlich der Bedarf, die Klimafunktion des Bodens als Kohlenstoff- und Wasserspeicher gesondert zu betrachten.
Weitere Informationen:
Bodenversiegelung- und Bodenentsiegelung
Die Begrenzung der Bodenversiegelung ist das wichtigste Ziel zum Schutz der Bodenfunktionen und zur Erhaltung naturnaher Flächen. Notwendig ist hierzu eine Minimierung der Flächeninanspruchnahme auf das unumgänglich notwendige Maß und die Flächenreaktivierung nicht mehr genutzter überbauter Flächen. Diese Ziele müssen auf allen Planungsebenen und bei allen bodenrelevanten Genehmigungsverfahren Berücksichtigung finden. Im Rahmen eines Projekts zur landesweiten Erfassung der Bodenversiegelung (EBOVE) in NRW wurde ein automatisiertes Verfahren zur direkten und hochaufgelösten Messung der Bodenversiegelung entwickelt. Karten zur Bodenversiegelung sollen alle zwei Jahre aktualisiert werden und sind im Klimaatlas NRW des LANUK frei verfügbar. Dieses Instrument soll bei der räumlichen Planung zu einem nachhaltigen Umgang mit Fläche beitragen und kann gegebenenfalls in einem weiteren Schritt zur Ermittlung von Entsiegelungspotenzialen genutzt werden.
Die Entsiegelung von Böden mit befestigten Flächen, die für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr benötigt werden, ist gesetzlich im Bundes-Bodenschutzgesetz (§ 5 BBodSchG) und im Baugesetzbuch (§ 179 BauGB) geregelt. Soweit nicht andere Ziele (zum Beispiel die Versiegelung kontaminierter Bodenschichten) entgegenstehen, kann damit eine teilweise Wiederherstellung von Bodenfunktionen erreicht werden.
Die Entsiegelung von Böden und anschließende Begrünung (z. B. Grünanlagen, Parks) trägt zur Entwicklung klimaresilienter Städte bei. So genannte blau-grüne Infrastrukturen dienen als Wasserspeicher und tragen zu einer Verringerung des Oberflächenabflusses bei und können durch Verdunstung (Kühlleistung) die Erwärmung in den Städten abmildern. Zudem führen solche Flächen zu einer Erhöhung der Biodiversität. Entsprechende Maßnahmen werden daher vom NRW-Umweltministerium finanziell gefördert.
Weitere Informationen:
- Bodenschutz-Recht
- Thema "Bodenversiegelung" beim Landesamt für Natur, Umwelt und Klima
- Bodenversiegelungskarte im Klimaatlas NRW
- Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen für die Gefahrenermittlung und Sanierung von Altlasten sowie für weitere Maßnahmen des Bodenschutzes (Runderlass des Ministeriums vom 13. Januar 2015, mit Stand vom 7 August 2025)
- Grüne Infrastruktur | umwelt.nrw.de
- Natürlicher Klimaschutz in Kommunen (444) | KfW
- KfW-Umweltprogramm (240, 241) | KfW
Klima und Boden
Böden erfüllen verschiedene Funktionen im Naturhaushalt, die eine hohe Bedeutung für den Klimaschutz als auch die Klimaanpassung besitzen. Unter Klimafunktionen von Böden fallen die
- Klimaschutzfunktion von Böden als Speicher und Senke für Kohlenstoff
- die Funktion von Böden als Wasserspeicher, die zum Zwecke der Klimaanpassung erhalten und verbessert werden sollte.
Kohlenstoffreiche Böden sind insbesondere Moorböden und Niederungsböden mit Grünlandnutzung. Auch wenn in NRW der Anteil an Mooren flächenmäßig relativ gering ist, nehmen diese eine wichtige Rolle für den Klimaschutz ein. Vom LANUK wurde deshalb eine Potenzialanalyse zur Wiederherstellung von Mooren erstellt (Link siehe unten). Zusätzlich werden derzeit Moorzustandserfassungen durchgeführt, um Maßnahmen für den natürlichen Klimaschutz durch Nutzungsänderungen oder auch Wiedervernässungen zur Erhaltung beziehungsweise Steigerung der Speicherfunktion ergreifen zu können.
Böden können Niederschlagswasser aufnehmen, in großen Mengen speichern und den Pflanzen zur Verfügung stellen sowie durch Versickerung zur Grundwasserneubildung beitragen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Bedeutung von Böden als Wasserspeicher für die Klimaanpassung hervorzuheben. Intakte Böden tragen zum Hochwasserschutz bei, indem diese einen Retentionsraum für hohe Niederschlagsmengen bei Starkregenereignissen bieten. Zudem können Böden in immer häufiger auftretenden Trockenphasen Wasser über gewisse Zeiträume speichern und den Pflanzen zur Verfügung stellen. Durch Verdunstung und die dadurch entstehende Bodenkühlleistung kann dabei die Aufheizung von urbanen Hitzeinseln abgemildert werden.
Der Wasserhaushalts- und Dürremonitor mGROWA des LANUK zeigt für NRW tagesaktuell das modellierte pflanzenverfügbare Bodenwasser in % nFK für den Oberboden (1-30 cm) sowie den Gesamtboden (1-150 cm) in einer räumlichen Auflösung von 100 m x 100 m.
Klimawandel und Bodenschutz
Der Klimawandel ist längst da. Auch in Nordrhein-Westfalen spüren wir ihn schon. Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkniederschläge werden häufiger. Neben dem Klimaschutz ist daher vor allem auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels eine wichtige Aufgabe des Landes Nordrhein-Westfalen. Dabei spielt der Boden eine wichtige Rolle. In Zukunft können häufigere Starkniederschläge zu verstärkten Bodenerosionen führen und punktuell sogar ganze Ernten vernichten. Für die Zukunft sind zudem durch weiter steigende Temperaturen und verringerte Niederschläge längere Dürreperioden im Sommer mit ausgetrockneten Böden und Folgen für die Wasser-, Land- und Forstwirtschaft zu erwarten.