Moore in Nordrhein-Westfalen
Moore sind unsere wichtigsten natürlichen Klimaschützer, weil sie effiziente Kohlenstoffspeicher sind. Sie sind wertvolle Horte der biologischen Vielfalt und wichtige Wasserspeicher. Gleichzeitig sind sie aber selbst vom Klimawandel akut bedroht, weil sie besonders empfindlich auf Trockenphasen reagieren
Was sie auszeichnet und warum Wiedervernässung wichtig ist
Intakte Moore sind durchgehend wassergesättigt. Aufgrund des dadurch fehlenden Luftsauerstoffs werden die abgestorbenen Moorpflanzen nicht vollständig zersetzt, lagern sich ab und bilden über sehr lange Zeiträume Torf. Wenige Nährstoffe und niedrige ph-Werte bedeuten extreme Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere, so dass hier hochspezialisierte und seltene Arten vorkommen wie zum Beispiel Torfmoose, Sonnentau, Wollgras sowie Moorfrosch, Hochmoorbläuling (Tagfalter) und Hochmoor-Mosaikjungfer (Libelle).
Heute sind über 90 Prozent der Moore in Deutschland trockengelegt. Sie wurden urbar gemacht, um sie land- und forstwirtschaftlich zu nutzen oder zu bebauen. Arten, die auf intakte Moorlebensräume angewiesen sind, sind daher überwiegend in ihrem Bestand bedroht. Heute gilt es, dem Verlust der Biodiversität entgegen zu wirken und seltene Lebensräume wie Moore zu erhalten und wiederherzustellen. Hierauf zielt auch die im Jahr 2024 in Kraft getretene Wiederherstellungs-Verordnung der Europäischen Union ab.
Wenn Moore entwässert werden, dringt Luft in den Torf ein, der gebundene Kohlenstoff oxidiert und gelangt als CO₂ in die Atmosphäre. Aktuell sind entwässerte Moorböden für mehr als sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher gilt es, die Kohlenstoffvorräte der Moorböden effektiv und langfristig zu schützen, was in entwässerten Mooren nur durch eine Anhebung der Wasserstände gelingen kann.
Nordrhein-Westfalen weist aufgrund der naturräumlichen Bedingungen relativ geringe Flächenanteile von Moorböden auf (ca. 1,4 Prozent der Landesfläche), die sich unter anderem an den Grenzen zu Niedersachsen und den Niederlanden konzentrieren. Dennoch kann und muss auch Nordrhein-Westfalen seinen Beitrag zum Klimaschutz durch Schutz und Wiedervernässung von Mooren leisten. Vorrangiges Ziel ist es dabei, die wenigen noch intakten Flächen vor Verschlechterung zu bewahren sowie die Treibhausgasemissionen aus trockengelegten Moorböden mithilfe einer Anhebung der Wasserstände zu mindern.
Eine Beispielregion ist die Bastauniederung im Kreis Minden-Lübbecke, in der als Modellregion im Schulterschluss mit allen Beteiligten, und insbesondere den Landnutzern, eine Wiedervernässung von derzeit größtenteils als Grünland genutzten Niedermoorstandorten angestrebt wird.
Wiedervernässungen bedürfen der engen Abstimmung und Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie umfangreiche Vorbereitungen wie zum Beispiel Datenerhebungen und Genehmigungen. Das Land unterstützt dabei durch Informationen, Daten, Beratung und ggf. Fördermittel.
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Konferenz zum Schutz der Moore
Bei der landesweit ersten Moorschutz-Konferenz im Umweltministerium Nordrhein-Westfalen haben im November 2024 mehr als 200 Fachleute und Interessierte die Möglichkeiten für mehr Moorschutz ausgelotet, um Klima und Natur besser zu schützen. Zum Auftakt unterzeichneten der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband, der Rheinische Landwirtschaftsverband, der Waldbauernverband NRW und die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Ministerium eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit. Intakte und naturnahe Moorflächen finden sich heute nur noch auf Restflächen, vor allem in Schutzgebieten. So nehmen Moor-Lebensraumtypen nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) heute nur noch rund 1.620 Hektar in Nordrhein-Westfalen ein. Beispiele sind das FFH-Gebiet „Großes Torfmoor, Altes Moor“ im Kreis Minden-Lübbecke, das „Amtsvenn und Hündfelder Moor“ im Kreis Borken oder das „Mettinger und Recker Moor“ im Kreis Steinfurt. Hinzu kommen rund 2.480 Hektar weitere naturschutzfachlich bedeutsame Moor-Lebensräume, die nicht durch die FFH-Richtlinie erfasst sind.
Weitere Informationen
Vereinbarung zum Moorschutz in Nordrhein-Westfalen (PDF)
Digitale Publikation zu Moore in Nordrhein-Westfalen unter www.moore-digital.nrw
Lebensraum für Spezialisten Moore als Hotspots der Biodiversität
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Moore bieten einer Vielzahl hochspezialisierter Arten ein Zuhause, die sich perfekt an die extremen Bedingungen dieser Landschaften angepasst haben. Pflanzen, die sich von Insekten ernähren, oder Torfmoose, die das Moor regelrecht „aufbauen“, sind Beispiele für diese Anpassungskünstler.
Weitere vielfältige Informationen über Moore in NRW finden sich unter www.moore-digital.nrw
Fachkonzept Wiederherstellung von Mooren
Bereits im Mai 2024 hat das Landesumweltamt ein Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren vorgestellt. Demnach umfassen die historischen Moorstandorte mit einem theoretischen Potenzial für die Renaturierung insgesamt 23.260 Hektar. Von diesem Suchraum entfallen 2.240 Hektar auf eine mögliche Renaturierung von Hochmooren, die von Regenwasser gespeist werden und durch nährstoffarme Lebensräume charakterisiert sind. Das theoretische Potenzial für Übergangsmoore und Niedermoore, die Anschluss zum Grundwasser haben und häufig zum Beispiel in Flussniederungen vorkommen, umfasst 20.590 Hektar. Weiteres Potenzial besteht auf rund 430 Hektar, wobei der Moortyp dort indifferent ist. Auf dieser Basis soll im nächsten Schritt mit den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren weiter untersucht werden, auf welchen Flächen die aktuellen Nutzungen und die Boden- und Wasserverhältnisse konkrete Renaturierungsprojekte ermöglichen. Dabei liegt der Fokus auf öffentlichen Flächen und bereits geschützten Bereichen. Mit rund 11.750 Hektar befinden sich rund die Hälfte der Potenzialflächen innerhalb von Schutzgebieten. Für die Renaturierungen sollen laut Vereinbarung geeignete Förder- und Unterstützungsangebote genutzt und – wo erforderlich – entwickelt werden.
Weitere Informationen
Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren in Nordrhein-Westfalen: https://www.lanuk.nrw.de/publikationen/publikation/naturschutz-fachkonzept-zur-wiederherstellung-von-mooren-in-nordrhein-westfalen